APOTHEKE ADHOC Umfrage

Landapotheken light? Jein

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Berlin -

Landapotheken sind vom Apothekensterben besonders betroffen. Erst Anfang des Monats musste die Rhön-Apotheke im bayerischen Zeitlofs schließen: Es fehlte ein Apotheker, der aufs Land ziehen wollte. Dem Bürgermeister wäre auch eine Teilzeitapotheke recht gewesen, doch das ist mit der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) nicht vereinbar. An der Frage, ob die Anforderungen deswegen gelockert werden sollten, scheiden sich die Geister. 

In einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC zum Thema ließ sich eine Mehrheitsmeinung nicht erkennen: Die Umfrageteilnehmer verteilten sich recht ausgeglichen auf die fünf Antwortmöglichkeiten. 21 Prozent sprechen sich dafür aus, die ApBetrO zu lockern; sonst würden Landapotheken kaputt gehen, fürchten sie. Doch fast ebenso viele sind genau anderer Meinung: Eine „Apotheke light“ gefährde die Versorgungsqualität, finden 19 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Die größte Gruppe steht zwischen diesen beiden Polen und hält eine Lockerung grundsätzlich für denkbar. Doch sie will die erleichterten Anforderungen nicht allgemeingültig einführen: Nur im begründeten Einzelfall sollte es für Landapotheken weniger strenge Betriebsauflagen geben, meinen 28 Prozent der Befragten.

Weitere 17 Prozent pochen auf Chancengleichheit: Wenn die ApBetrO gelockert werden sollte, dann sollten die Entlastungen auch für Stadtapotheken gelten. Aufgrund der Möglichkeit, Rezeptsammelstellen einzurichten, halten 14 Prozent der Befragten eine Änderung der ApBetrO für unnötig. Insgesamt nahmen am 21. und 22. Juli 2014 insgesamt 307 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.

Der Inhaber der geschlossenen Rhön-Apotheke, Ralf Brauer, spricht sich selbst gegen eine Halbtagsapotheke aus. Eine Mitarbeiterin habe sich zwar dazu bereit erklärt, zwischen 9 und 15 Uhr in der Apothekenfiliale zu arbeiten. Doch eine „Apotheke light“ wollte er nicht; das sei gesetzlich zu Recht nicht erlaubt.

Etwa 20 Apotheker habe er auf der Suche nach einem weiteren Mitarbeiter kontaktiert, doch leider vergeblich, berichtet Brauer. Er kann nicht nachvollziehen, wieso kein arbeitssuchender Apotheker in die Rhön ziehen wollte. „Es ist so schön hier“, sagt er über die Region, die von vielen als Urlaubsort geschätzt wird.

Nun musste er die Filiale zum 1. Juli schließen. Für die Bewohner von Zeitlofs und den umliegenden Dörfern sei das eine „kleine Katastrophe“, berichtet Brauer. Seine Löwen-Apotheke in der Nachbargemeinde Sinntal will er aber auf jeden Fall weiterführen.

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