Engpassbekämpfungs-Potenzial

Umfrage: Jede:r Vierte nimmt seine Arzneimittel nicht

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Berlin -

Ein Viertel der Bundesbürger:innen nimmt die ihnen verschriebenen Arzneimittel nicht ein. Mehr als ein Drittel hat außerdem Arzneimittel zuhause, für die sie generell gar keine Verwendung haben, wie aus einer repräsentativen Umfrage der mhplus hervorgeht.

Rund 480 Medikamenten stehen aktuell auf der Liste der Lieferengpässe des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Das sind nur die gemeldeten Ausfälle, in der Praxis stellt sich das Problem deutlich gravierender dar. Mehr als jede:r dritte Patient:in war inzwischen selbst von Engpässen betroffen: Husten-, Schmerz- und Fiebermittel, Antibiotika oder Krebsmedikamente sind von den Apotheken häufig nur durch erheblichen Mehraufwand zu beschaffen.

In einer repräsentativen Online-Umfrage der mhplus Krankenkasse unter 1000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren gaben 74 Prozent der Befragten an, damit zu rechnen, dass die Engpässe nicht nur kurzfristiger Natur sind, sondern auch künftig anhalten werden. „Die angespannte Lage auf dem Arzneimittelmarkt zeigt Wirkung in der Bevölkerung. Die Menschen spüren den Mangel jetzt seit vielen Monaten, entsprechend wachsen die Sorgen“, so Daniela Wolf, Expertin für den Bereich Arzneimittel bei der mhplus.

Frauen sind besorgter

Frauen belastet die Mangellage dabei offenbar stärker: So haben 61 Prozent Angst davor, im Krankheitsfall auf notwendige Medikamente verzichten zu müssen – bei den Männern ist es knapp jeder Zweite (49 Prozent). Auch traut die Hälfte der Befragten den Alternativen für die nicht lieferfähigen Arzneimittel nicht über den Weg: 51 Prozent befürchten, künftig vermehrt weniger wirksame Medikamente zu erhalten.

Schon in der Umfrage des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) wurde deutlich, dass sich das Kaufverhalten der Deutschen durch die Lieferengpässe verändert hat. Die Ergebnisse der mhplus-Befragung unterstützen diese Beobachtung: Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten gaben an, ausreichend Medikamente gegen Fieber und Schmerzen zu Hause zu lagern, 60 Prozent gehen zudem nach eigenen Aussagen deutlich sparsamer mit Arzneimitteln um. Jede:r Vierte „stockte seine Vorräte auf“.

Überschrittenes Haltbarkeitsdatum

Fast jede:r Zweite (45 Prozent) nimmt laut der Umfrage auch Arzneimittel ein, deren Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. „Abgelaufene Arzneimittel verlieren ihre Wirksamkeit und sollten aus gesundheitlichen Gründen grundsätzlich nicht mehr eingenommen werden“, warnt Wolf daher.

Bei allen Patient:innen scheint die Mangelsituation aber noch nicht angekommen zu sein: Rund ein Viertel gab an, die vom Arzt oder von der Ärztin ausgestellten Rezepte zwar einzulösen, dann aber längst nicht alle verschriebenen Arzneimittel auch einzunehmen. Bei den jüngeren Generationen waren es sogar 38 Prozent (18- bis 29-Jährige) und 33 Prozent (30- bis 49-Jährige). Bei den Älteren ab 70 war es knapp jede:r Zehnte (8 Prozent).

37 Prozent der Befragten hatten außerdem Arzneimittel zuhause, für die sie keine Verwendung haben. Auch hier lagen die jüngeren Generationen weit vorne: 55 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 45 Prozent der 30- bis 49-Jährigen gaben dies an. Mit steigendem Alter nahm das ab, in der Gruppe ab 70 stimmte nur noch jede:r Fünfte der Aussage zu. „Hier liegen noch Potenziale, die auch Patienten und Patientinnen heben können“, so Wolf.

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