Die Bundestagswahl naht mit großen Schritten – und mit ihr auch das Ende der ersten Amtszeit von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Eine Neuauflage wünschen ihm die Ärzte in Deutschland offenbar nicht. In einer Online-Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (ÄND) stellen sie dem CDU-Politiker ein schlechtes Abschlusszeugnis aus.
An der Befragung nahmen vom 23. bis 27. August insgesamt 1.262 überprüfte niedergelassene Haus- oder Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet teil. Das Ergebnis war deutlich: Auf die Frage, ob Gröhe Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet habe, die nun zu einer Verbesserung der Patientenversorgung in Deutschland beitragen, antworteten 79 Prozent der Ärzte mit „Nein – das war leider nicht der Fall“. Nur 19 Prozent wollen leichte Verbesserungen erkennen, zwei Prozent sehen deutliche Verbesserungen.
Immerhin gestehen die Ärzte Gröhe eine gewisse Beharrlichkeit bei der Verfolgung seiner Ziele zu: Bei der Bewertung der Eigenschaft „Durchsetzungsfähigkeit“ vergab mit 64 Prozent eine knappe Mehrheit der Umfrageteilnehmer die besseren Schulnoten „befriedigend“ (23 Prozent), „gut“ (23 Prozent) oder „sehr gut“ (6 Prozent).
In Sachen „Kompetenz“ sieht es dagegen finster aus: Ganze 83 Prozent der Ärzte bewerteten schlechter als „befriedigend“: 27 Prozent vergaben ein „ausreichend“, 31 Prozent ein „mangelhaft“ und 25 Prozent gar ein „ungenügend“. Ähnlich schlecht schneidet Gröhe beim Thema „Glaubwürdigkeit“ ab: 76 Prozent der Mediziner vergeben schlechte Noten von „ausreichend“ (26 Prozent), „mangelhaft“ (26 Prozent) und „ungenügend“ (24 Prozent).
Auf die Frage „Haben Sie den Eindruck, dass Hermann Gröhe die Sorgen und Probleme der Ärzteschaft ernst genommen hat?“, antworteten 77 Prozent der Ärzte mit einem deutlichen „Nein“. 18 Prozent sind sich bei der Frage nicht sicher, nur 5 Prozent glauben, dass Gröhe die Belange der Mediziner sehr wohl im Blick behalten hat.
Eine zweite Amtszeit des Rheinländers lehnt denn auch eine große Mehrheit von 76 Prozent ab. Nur 6 Prozent wollen ihn auch in der nächsten Regierung sehen. Ganzen 18 Prozent ist es egal, wer der nächste Bundesgesundheitsminister wird. Sie scheinen „prinzipiell nicht mehr viel Positives aus Berlin zu erwarten“, so die Interpretation des ÄND.
Der Jurist Gröhe übernahm das Amt im Dezember 2013 mit dem Start der Großen Koalition. Zuvor war er CDU-Generalsekretär und Staatsminister im Kanzleramt. Bei der Bundestagswahl 2013 konnte Gröhe den Wahlkreis Neuss I mit 51,6 Prozent der Erststimmen verteidigen. Im Februar wurde er von der Landesdelegiertenversammlung zum Spitzenkandidaten der NRW-CDU für die Bundestagswahl gekürt.
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