BMC-Impulspapier

Heilberufe müssen besser zusammenarbeiten Lilith Teusch, 17.03.2025 12:40 Uhr

Um dem Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen, müsse die interprofessionelle Zusammenarbeit deutlich verbessert werden, erklärt Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC. Foto: IKK Südwest
Berlin - 

Das Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen: Die Bevölkerung wird älter, während gleichzeitig Fachkräfte fehlen. Damit die Versorgung weiterhin funktioniert, müssen verschiedene Heilberufe enger zusammenarbeiten – auch Apotheken sollten dabei eine Rolle spielen. Der Bundesverband Managed Care (BMC) nimmt dieses Thema in seinem Impulspapier „Team Gesundheit: Gemeinsam Versorgen im Continuum of Care“ in den Blick, das auf einem mehrteiligen Workshop mit Experten aus verschiedenen Gesundheitsberufen basiere.

„Wir müssen das bisherige Paradigma der strikten Abgrenzung zwischen den Gesundheitsberufen hinter uns lassen“, erklärt Professor Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC. „Nur wenn wir vorhandene Überlappungen in Wissen und Kompetenzen nutzen, können wir personelle Engpässe bewältigen und die Patientenversorgung verbessern.“

Durch medizinische und technologische Fortschritte steige die Lebenserwartung, gleichzeitig nehme die Zahl chronischer Erkrankungen zu – oft beeinflusst durch Lebensstil und soziale Faktoren. Rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung hätten mittlerweile eine oder mehrere chronische Erkrankungen, was komplexe Versorgungsbedarfe nach sich ziehe. Diese erforderten eine enge Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe über alle Krankheitsphasen hinweg („Continuum of Care“). Eine gute Kooperation in der stark arbeitsteiligen Welt werde schon bei kleinen Anlässen in der Gesundheitsversorgung erforderlich, zum Beispiel bei der Weiterleitung von Befunden zwischen Hausärzten und Fachärzten oder bei der Weitergabe von Rezepten vom Arzt an den Apotheker.

Derzeit werde diese Zusammenarbeit jedoch durch isolierte Leistungserbringer, fehlende Kooperationskultur und starre Hierarchien erschwert. Zudem sei das System weiterhin stark auf Akutversorgung ausgerichtet. Um Fachkräfte effizient einzusetzen und die Versorgung zukunftsfähig zu gestalten, müsse die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen eine neue Qualität bekommen.

Das bedeute, nicht weiterhin eindeutige Linien zwischen den Gesundheitsberufen zu ziehen, sondern gemeinsame Korridore von Kompetenzen und Befugnissen anzuerkennen, zu sichern und auszunutzen, damit die Leistungserbringer ihre Kompetenzen sinnvoll nutzen könnten.

Kooperation durch Rahmenbedingungen fördern

Für eine neu gedachte, flexible Kooperation brauche es auch neue Rahmenbedingungen, die diese Art der Zusammenarbeit begünstigten und gleichzeitig verbindlich machten.

„Wir müssen das Konzept des Continuum of Care im professionellen Selbstverständnis der Healthcare Professionals verankern, Möglichkeiten und Methoden zur Zusammenarbeit stärker nutzen und die Rahmenbedingungen so anpassen, dass Vergütung auf eine kooperative Leistungserbringung ausgerichtet ist und die Befugnisse der Healthcare Professionales ihren Kompetenzen entsprechend erweitert werden“, heißt es in dem Papier.

Damit die Rahmenbedingungen passen, müssten Befugnisse an Kompetenzen angepasst und eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit ermöglicht werden. Jeder Healthcare Professional trage Verantwortung für sein Handeln, weshalb haftungs- und berufsrechtliche Regelungen insbesondere für kooperative Versorgungsmodelle überarbeitet werden müssten.

Auch das Vergütungssystem müsse reformiert werden: Es sollte die veränderten Arbeitsweisen berücksichtigen und auf Kooperation ausgerichtet sein. Leistungen wie die Erstellung eines Gesamtbehandlungsplans, Koordinationsaufgaben oder das Shared Decision Making müssten für alle beteiligten Berufsgruppen vergütet werden. Außerdem sollte der Fokus auf Kooperation und Zusammenarbeit auch in der Ausbildung Berücksichtigung finden.