U40-Party im Anglerverein Apotheker Martin Schmidt, 02.07.2017 08:39 Uhr
Neulich im Nachtdienst kam ich mal wieder ins Grübeln. „ABDA: Entspannt wie ein Anglerverein“, las ich meiner sehr alten Fantaschale Max eine Schlagzeile vor. „Aha“, murmelte die Fantaschale, „das ist aber interessant“, und wachte aus ihrem Dämmerzustand auf. „Seit wann gibt es Fische in der Apotheke?“, wunderte sich die Fantaschale. „Gibt es doch gar nicht“, antwortete ich. „Wozu braucht man denn dann einen Anglerverein“, wunderte sich Max, die Fantaschale.
„Das ist doch gar nicht so gemeint. Hier geht es um Semantik.“ „Ach so, und damit kennen sich die Apotheker aus?“ Ich erklärte meinem Freund Max, dass Apotheker neben dem Büffeln fürs Studium und dem Lösen von MC-Aufgaben hin und wieder auch richtige Literatur lesen und dass ABDA-Vize Mathias Arnold damit nur die Stimmung der letzten Mitgliederversammlung beschreiben wollte. „Da ist es halt wieder einmal ganz ruhig zugegangen, es gab keine Aufregung, keine kontroversen Diskussionen, alle sind irgendwie zufrieden.“
„Das ist aber merkwürdig“, wunderte sich meine alte Fantaschale, „hast du in den letzten Monaten nicht immer wieder über DocMorris gestöhnt, dir die Haare gerauft und übers Auswandern nachgedacht? Da kann man doch nicht ruhig bleiben, wenn die Existenz auf dem Spiel steht.“
„Die ABDA schon. Denn ändern kann sie ja sowieso nicht viel. Jetzt ist die Legislaturperiode halt zu Ende, demnächst wird gewählt und dann müssen wir sehen, wie es weitergeht. Plakate aufgehängt hat die ABDA, Unterschriften gesammelt, Pressekonferenzen abgehalten, auf die EU geschimpft, mit allen möglichen Politikern gesprochen, nur genutzt hat es eben nichts. Wir zwei müssen jetzt zusehen, wie wir alleine zurechtkommen“, resignierte ich vor mich hin.
„Das ist aber eine blöde Situation“, murmelte die Fantaschale. „Ja genau, das findet ABDA-Präsident Friedemann Schmidt auch, nur machen kann der halt auch nichts.“ „Wozu braucht man so einen Präsidenten?“ „Sei nicht so frech, immerhin will er sich jetzt um die jungen Leute kümmern. Die ABDA will jetzt eine U40-Veranstaltung organisieren“, erzählte ich weiter und nahm tief in der Nacht einen aufmunterndem Schluck Kaffee.
„Wie das, es gibt doch schon alle möglichen U40-, Ü30-Partys oder Tanztees in Altenheimen“, schmunzelte die Fantaschale, „ich dachte die Oberapotheker kümmern sich nur um Politik. Dabei wäre so eine Tanzveranstaltung doch mal so eine richtig pfiffige Idee. Tango ist gut für den beruflichen Zusammenhalt, man kommt sich so näher.“
So sei das nun auch wieder nicht zu verstehen, erklärte ich Max, der Fantaschale. „Es geht hier nicht ums Tanzen. Das machen die immer in Meran. Hier will die ABDA wissen, was die jungen Apotheker so denken.“ „Ach so“, grummelte die Fantaschale, „dann ist die ABDA so etwas wie ein Seniorenclub auf Nachwuchssuche.“ Irgendwie hatte mein Freund Max ja recht: „Die ABDA-Funktionäre sind schon etwas in die Jahre gekommen, überall graumelierte Herren. Die Examenszeit liegt schon lange zurück. Man bleibt halt unter sich. Wie soll man da wissen, was die jungen Leute so denken?“
Ich berichtete Max von der Studie der Apobank, davon, dass niemand von den jungen Leuten heute noch eine Apotheke führen will: „Das ist viel zu anstrengend. Kennst Du ja alles: Das hohe Risiko. Mit dem Personal und mit vielen anderen Dingen muss man sich rumärgern. Außerdem sind die meisten jungen Pharmazeuten heute Frauen. Die haben eine andere Lebensplanung, sie wollen Kinder bekommen, Familie und Beruf irgendwie unter einen Hut bringen. Und dann die vielen Nachtdienste. Das passt nicht zusammen.“
„Das kann man ja verstehen“, sagte Max, „ich halte das nächtelange Warten auf eine Rezeptur ja selbst kaum aus und bin sowieso schon ganz mürbe vom jahrelangen Reiben mit dem Stößel. Schau du doch mal in den Spiegel. Wie viele Nachtdienste hast du im letzten Monat gemacht? Das sieht man dir an. Wer will so etwas schon machen?“
„Sei still jetzt, es reicht“, drückte ich mit dem Stößel ein wenig fester zu, „ich versuche jetzt zu schlafen.“ „Dann gute Nacht, bis zum nächsten Nachtdienst.“