Expopharm

Trümper: Aufgabe der Gleichpreisigkeit ist Kardinalfehler

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Berlin -

Der Vorsitzende den Großhandelsverbandes Phagro, Dr. Thomas Trümper, hat scharfe Kritik an der nationalen und europäischen Arzneimittelpolitik geübt. Die Aufgabe der Gleichpreisigkeit sei ein „Kardinalfehler“, sagte Trümper zur Eröffnung der Expopharm. Die Politik handele zögerlich und sei „fachlich nicht auf der Höhe“.

Deutschland sei bei der Versorgung mit Arzneimitteln immer noch an der Weltspitze, diese Position sei aber in Gefahr, warnte Trümper. Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs oder der Europäischen Kommission brächten die bewährte Arzneimittelversorgung ins Wanken. In vielen Fällen müsse man an der Sachkenntnis zweifeln. „Vielmehr hat man mehr und mehr den Eindruck, als würde unsere Arzneimittelversorgung auf dem Altar der Warenverkehrsfreiheit geopfert.“

Doch Entscheidungen aus Brüssel oder Straßburg seien nur das Eine. Die Umsetzung durch die deutsche Politik sei das Andere. Trümper: „Ich wünschte mir, die deutsche Bundesregierung würde sich mehr für den Erhalt unserer bewährten Arzneimittelversorgung engagieren. Man zuckt gleich zurück, wenn die EU nur mal Luft holt.“ Die komplette Freigabe des Versandhandels auch für verschreibungspflichtige Arzneimittel vor vielen Jahren sei unnötig gewesen. „Die Aufhebung der Gleichpreisigkeit beim Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aus anderen EU-Ländern ist ein Kardinalfehler“, so Trümper.

Die Bundesregierung wolle die Apotheken schützen, und das sei gut so. Nicht gut sei jedoch, wie sie das mache. „Denn sie stößt im Hintergrund unachtsam das ganze System der Preisbildung um und riskiert damit zweifelsfrei eine dramatische Entwicklung in der Versorgung von Patientinnen und Patienten“, kritisierte der Phagro-Chef. Denn mit der Streichung des Gleichpreisigkeitsgebots im Arzneimittelrecht entfalle auch dessen Bindung für Großhandelslieferungen und den Direktvertrieb aus dem EU-Ausland. „Die Überführung der Gleichpreisigkeit ins Sozialgesetzbuch hilft hier gar nicht. Im Gegenteil. Auf der Hersteller- und Großhandelsebene wird der heute faire Wettbewerb zum unfairen Wettbewerb“, so Trümper weiter.

Oberflächlich betrachtet, belebe das vielleicht zunächst den Preiswettbewerb. Tatsächlich zerstöre dieser Schritt aber die heutigen Strukturen einer sicheren Versorgung von deutschen Apotheken. Trümper fürchtet, dass „ausländische Großhändler ertragsstarke Arzneimittel mit hohen Rabatten anbieten“ werden. Der deutsche vollversorgende Großhandel bleibe dann auf den Verlustbringern sitzen: „Wie soll das funktionieren? Diese Politik führt das Prinzip der Vollversorgung ad absurdum.“ Deutschland gleite so sehenden Auges auf das Versorgungsniveau anderer Länder, „weil wir unser System nicht verteidigen und die für eine Diskussion notwendigen Argumente nicht liefern“.

Nicht die Leistungserbringer werden Schuld an einer schlechteren Versorgung sein, erklärte Trümper: „Es ist die Politik, die zögerlich handelt, die fachlich nicht auf der Höhe ist und die unsere vorbildliche Versorgung von Patienten nicht als Blaupause für Europa präsentiert, sondern lieber in solchen Ländern nach Kosteneinsparungen sucht, in denen ich nicht krank werden möchte.“

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