Das Apothekenhonorar ist nach Berechnungen der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover nicht mehr auskömmlich. Beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands (DAV) rechnete Treuhand-Generalbevollmächtigter Dr. Frank Diener vor, wie der Stücknutzen in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken und seit 2020 defizitär ist.
Im Jahr 2011 lag der Taxstückgewinn nach Treuhand-Zahlen noch bei 25 Cent pro Packung und stieg 2013 auf den bisherigen Höchstwert von 91 Cent. Seitdem geht es fast kontinuierlich bergab, 2019 wurde letztmals ein positiver Stückgewinn von 9 Cent erreicht. „Seit 2020 sind die Stückgewinne in der GKV-Versorgung zu Stückverlusten geworden.“ Die GKV-Stückvergütung ist seit drei Jahren defizitär. In Zahlen: 2020: -7 Cent, 2021: -15 Cent, 2022: -27 Cent.
Laut Berechnungen der Treuhand ist die Stückvergütung seit 2011 von 7,39 auf 8,48 Euro im Jahr 2022 gestiegen. Demgegenüber seien aber die Stückkosten von 7,13 (2011) auf 8,75 (2022) geklettert. In den von den Kassen gezahlten Beträgen gebe es weder eine Deckung der Betriebskosten, noch sei ein Unternehmerlohn der Apotheker:innen enthalten. Es handele sich also um eine „Subventionierung durch übriges Portfolio und Einkaufskonditionen“, so Diener, der eine verlorene Balance zwischen fixen und variablen Kosten konstatierte. „Das ist ein kranker Zustand“, so Diener.
Im Gesetz sei von einer angemessenen Vergütung der Apotheken die Rede. „Wenn man sich bei Marktpartnern die Marge zusammenbetteln muss, kann man nicht mehr davon reden, dass das Honorar angemessen ist“, so Diener. Die Abda müsse sich genau anschauen, was mit der Stückvergütung passiert ist und wie es weitergehen wird.
Angesprochen auf die Diskrepanz zum seinerzeit im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) in Auftrag gegebenen 2hm-Gutachtens, das eine Absenkung des Honorars vorgesehen hatte, sagte Diener: „Das 2hm-Gutachten war handwerklich hundsmiserabel, methodisch falsch, datentechnisch falsch, in jeder Hinsicht Unfug und wissenschaftlich nicht tragbar.“
Den Rx-Markt betrachtete Diener in seinem Vortrag zweigeteilt: Das „Innovationssegment“, geprägt von Hochpreisern mit riskantem Investment für die Hersteller und kurzer effektiver Patentschutzlaufzeit und auf der anderen Seite das „Alt-Rx-Segment“ mit generischem Wettbewerb und von Rabattverträgen und Festbeträgen gedrückten Preisen. Weil die Preise für diese Arzneimittel im europäischen Vergleich im Keller seien, leide der Markt gerade unter Lieferengpässen. Die Preisgrenze ist bei dieser Aufteilung bei einem AvP von 500 Euro gezogen – darunter sind die Alt-Rx-Arzneimittel, darüber die Innovationsarzneimittel.
Zwischen 2011 und 2022 sind die Packungszahlen bei den „Innos“ von 6,1 auf 10 Millionen gestiegen, bei den „Alt-Rx“ weniger stark von 566 auf 622 Millionen. Dennoch machten letztgenannte 98,4 Prozent der Packungen aus.
Beim Umsatz sieht es natürlich anders aus, hier ist laut Diener „fast die Umsatzparität erreicht“: 23,1 Milliarden Euro bei den „Innos“ zu 25,1 Milliarden Euro bei den Alt-Rx. Trotz des beinahe hälftigen Umsatzanteils spielen die teuren Präparate bei der Vergütung der Apotheke – dem Honorarsystem geschuldet – nur eine untergeordnete Rolle. 632 Millionen Euro stehen hier 4,7 Milliarden Euro aus dem Geschäft mit dem Alt-Rx-Markt gegenüber.
Für das laufende Jahr erwartet Diener steigende Betriebskosten pro Apotheke von durchschnittlich 30.000 Euro. Diese setzten sich zusammen aus:
Als Lösung für die Zukunft sieht Diener einen einheitlichen Basisbeitrag und ein Update des Kombimodells der derzeitigen Vergütung – also im Wesentlichen die aktuellen Forderungen der Abda. Am Ende des Vortrags wurde Diener, der demnächst in den Ruhestand geht, mit stehenden Ovationen vom DAV-Wirtschaftsforum verabschiedet.
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