Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland fordert von der Ständigen Impfkommission (Stiko) mehr Transparenz über die Entscheidungsprozesse zur Schweinegrippe-Impfung. „Intransparenz und potenzielle Interessenkonflikte unterminieren die Glaubwürdigkeit und nähren im aktuellen Fall den Verdacht, dass die H1N1-Grippewelle als Schweinegrippe-Pandemie von der Pharmaindustrie zur Vermarktung genutzt wird“, sagte Transparency-Vorstandsmitglied Angela Spelsberg.
Transparency kritisiert, dass die Stiko weder ihre Sitzungsprotokolle noch ihre Entscheidungen inklusive Begründung grundsätzlich veröffentliche. Die bestehenden Mechanismen zur Sicherung der Unabhängigkeit bei den Stiko-Entscheidungen werden als „nicht ausreichend“ angesehen, vor allem was die Offenlegung von Interessenkonflikten angeht: Laut Transparency steht die Mehrzahl der derzeit 16 Mitglieder in mehr oder minder intensivem Kontakt zu den wichtigsten Herstellern von Impfstoffen.
Angesichts einer hohen Verunsicherung bei Verbrauchern und Ärzten über die Notwendigkeit und Risiken einer Impfung sei zur Vertrauensbildung eine „fachliche und unabhängige Empfehlung von Spezialisten“ unabdingbar: Jeglicher Eindruck der Einflussnahme der Pharmaindustrie müsse sicher ausgeschlossen werden. Die Bundesregierung habe es versäumt, die Entscheidungsgrundlage ihrer Experten für die - wissenschaftliche - Öffentlichkeit nachvollziehbar und transparent zu machen.
Kritisch sieht Transparency auch die Arbeit der europäischen Zulassungsbehörde EMEA, die bei der EU-Kommission nicht der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz, sondern der Generaldirektion Wirtschaft unterstellt sei und zudem zu fast zwei Dritteln durch die pharmazeutische Industrie finanziert werde.
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