Korruption im Gesundheitswesen

Transparency kritisiert Rabattverträge

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Als „höchst problematisch“ hat die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland die Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern kritisiert. Da die Bedingungen solcher Verträge für Ärzte und Patienten nicht einsehbar seien und damit die fachöffentliche Kontrolle entfalle, würden Mitarbeiter der Krankenkassen „quasi zu Marketing-Agenten für fragwürdige und bedenkliche Pharma-Produkte“ gemacht.

Kritik gab es in der aktualisierten Fassung des Grundsatzpapiers „Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen. Kontrolle und Prävention als gesellschaftliche Aufgabe“ erneut für die Struktur der Selbstverwaltung: Durch die föderalistisch organisierte Gesundheitsadministration und durch die Verlagerung der Handlungs- und Kontrollmaßnahmen vom Staat auf die öffentlich-rechtlichen Körperschaften sei das Gesundheitswesens intransparent, kleinteilig interessengeleitet und damit korruptionsanfällig. Erneut wurde explizit auf die Rolle der Apothekerkammern und -verbände hingewiesen.

Um Arzneimittelfälschungen zu begegnen, fordert Transparency eine lückenlose Dokumentation der Lieferkette sowie fälschungssichere Verpackungen. Die Bundesregierung müsse ihre Anstrengungen zur Bekämpfung illegalen Medikamentenhandels intensivieren, da insbesondere der Internethandel kaum zu kontrollieren sei. Transparency-Vorstandsmitglied Anke Martiny: „Die industriellen Verursacher von Gesundheitsschäden, die durch massiven Lobbyismus und problematische Werbemaßnahmen mittels Desinformationen, Irreführungen, Unterdrückungen und Fälschungen gefährliche Arzneimittel in den Markt gelangen lassen, genießen stärkeren staatlichen Schutz als die Patienten“.

Den Einfluss der Wirtschaftskreise auf die nationalen und europäischen Zulassungs- und Überwachungsbehörden prangert Transparency ebenso an wie die derzeit diskutierte Verbraucherwerbung für Arzneimittel.

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