Impfungen, Medikamente und Arztbriefe: TK-Versicherte können diese Infos künftig in einer elektronischen Patientenakte speichern und damit auf alle ihre Gesundheitsdaten zugreifen. Jetzt startet die zweite Testphase des Projekts TK-Safe. In Kooperation mit IBM übernimmt die TK eine Vorreiterrolle unter den Kassen.
Alle relevanten Patientendaten, die der TK vorliegen, werden in die Akte geladen. Dazu zählen beispielsweise Impfungen, verschreibungspflichtige Medikamente oder sämtliche Arztbesuche einschließlich der Diagnosen. Auch Röntgenbilder sollen in der Gesundheitsakte hochgeladen werden können. Der Patient kann freiwillig seine weiteren Arzneimittel per Barcode-Scanner hochladen. Damit sollen die Ärzte einen kompletten Überblick über die Medikation und alle aneder relevanten Gesundheitsdaten erhalten.
Die mehr als zehn Millionen Versicherten sollen Schritt für Schritt überall und jederzeit über die App der TK auf einen digitalen „Datentresor“ zugreifen können. Es sei aber ausschließlich Sache der Versicherten, was dort abgelegt werde und wer Zugriff auf die Informationen erhalte, erklärte TK-Chef Jens Baas: „Die Akte muss freiwllig sein und der Patient muss Herr über seine Daten sein.“ Bislang liegen medizinische Daten dezentral bei Ärzten und Krankenhäusern, Therapeuten oder Krankenkassen.
Entwickelt wurde „TK-Safe“ mit IBM Deutschland. Die Daten sind demnach dreifach gesichert und können ausschließlich auf einem registrierten Smartphone oder Tablet mit dem persönlichen Passwort innerhalb der TK-App eingesehen werden. Gleichzeitig werden die Daten von Ende zu Ende verschlüsselt, so dass ausschließlich der Nutzer die entschlüsselten Informationen sehen kann. Die TK-Patientenakte ist zudem kompatibel mit der Telematikinfrastrukutur der Gematik. Auch die AOK arbeitet an einem eigenen Netz für ihre Versicherten.
Auch Union und SPD planen im Zuge der Fortentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) den Aufbau einer „elektronischen Patientenakte“ bis zum Jahr 2021. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat diese als „Schlüsselfunktion“ bezeichnet. Spahn will die eGK in den nächsten dreieinhalb Jahren massiv vorantreiben. Zur Digitalisierung im Gesundheitswesen hat Spahn extra eine Abteilung im Gesundheitsministerium geschaffen. Allerdings hat der CDU-Politiker auch betont, dass er keine „Insellösungen“ möchte, die nicht auf andere Kassen übertragbar sind.
Laut Baas gibt es durch Spahn „deutlichen Rückenwind“ für die elektronische Patientenakte. Es dürfe aber keinen Wettbewerb zwischen den Kassen um die Akte geben: „Es darf keine fünf Akten geben. Wir müssen dafür sorgen, dass es einen gemeinsamen Standard gibt, damit Patienten von Kasse zu Kasse wechseln können.“
Zur Umsetzung der elektronischen Patientenakte fordern die Gesundheitsminister der Länder ein Beschleunigungsgesetz. Die Praxis habe gezeigt, dass ein weiteres E-Health-Gesetz erforderlich ist, um den Prozess der Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter voranzutreiben, heißt es in einem Antrag zur Gesundheitsministerkonferenz (GMK) Anfang Mai. Die Ressortchefs sehen dabei auch „dringenden Handlungsbedarf“ bei den Apotheken und fordern einen alles umfassenden elektronischen Medikationsplan.
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