Laut aktuellem Infektionsreport der Techniker Krankenkasse (TK) führen – neben Produktionsproblemen bei Herstellern und einem steigenden Bedarf – auch regionale Ungleichverteilungen bei Fiebermitteln und Antibiotika zu Lieferengpässen. Die Kasse fordert daher mehr Transparenz und eine Offenlegung der Lagerbestände, um genau nachzuvollziehen, wo und in welcher Menge sich bestimmte Arzneimittel zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden.
„Es ist unverständlich, dass wir immer noch keinen Überblick darüber haben, welche Arzneimittel zu einem bestimmten Zeitpunkt im Großhandel und in den Apotheken vorrätig sind“, sagt Vorstandschef Jens Baas. Während Kundinnen und Kunden bereits online einsehen können, ob ein Geschäft das gewünschte Produkt wie ein bestimmtes Shampoo im Drogeriemarkt oder die passende T-Shirt-Größe vorrätig hat, sei dies bei Arzneimitteln noch nicht möglich.
Laut dem TK-Report haben Lieferengpässe zwei Hauptursachen: Zum einen führen Produktionsprobleme bei Herstellern dazu, dass bestimmte Arzneimittel nicht oder nicht in ausreichender Menge geliefert werden können. Besonders betroffen waren im Winter 2022/2023 beispielsweise Fiebermittel für Kinder, da die gestiegene Zahl an Atemwegsinfektionen die Nachfrage stark anheizte, der die Produktion jedoch nicht nachkommen konnte.
„Zum anderen kauften Apotheken verstärkt Fiebermittel ein, sodass diese nicht in allen Apotheken gleichermaßen erhältlich waren. Die stark gestiegenen Einkäufe führten zu einer regionalen Ungleichverteilung und Bevorratung mit den verfügbaren Fiebermitteln“, heißt es in dem Bericht.
In einigen Bundesländern legten Apotheken im Verlauf des Jahres 2022 größere Vorräte an Fiebermittel an als in anderen. Im August 2022 kam es zu einem verstärkten Fiebermittel-Einkauf: Während die Bevorratungsquote zuvor in Hamburg und Baden-Württemberg ähnlich war, stieg diese in Hamburg auf etwa 26 Prozent an, in Baden-Württemberg hingegen auf rund 94 Prozent und in Sachsen auf 130 Prozent.
„Ein möglicher Ansatz, um einer regionalen oder zeitweisen Ungleichverteilung von Arzneimitteln entgegenzuwirken, könnte neben einer verbesserten Struktur der Lieferketten mehr Transparenz darüber sein, wo und in welcher Menge sich bestimmte Arzneimittel zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden“, heißt es in dem Bericht.
„Es muss möglich sein, eine bundesweite Übersicht der Arzneimittel-Lagerbestände abzurufen, so wie es zum Beispiel in Österreich bereits ist. Dann hätten alle Beteiligten, gerade wenn sich ein Mangel abzeichnet, einen Überblick, wie die Medikamente verteilt sind“, so Baas weiter. Patientinnen und Patienten könnten dann über E-Rezept-Apps sehen, wo ihr Medikament verfügbar ist und wo nicht.
Auch aus der Politik wurden in der Vergangenheit ähnliche Vorschläge laut. So hatte der CDU-Politiker Georg Kippels auf einer Veranstaltung im Oktober erklärt: „Irgendwo schwirren immer Packungen herum, aber keiner weiß, wo sie sind.“ Es bräuchte ein digitales System, einen deutschlandweiten Bestandsplan, so der Unionspolitiker.
APOTHEKE ADHOC Debatte