Ein Pfeifton oder ein Rauschen als ständiger Begleiter – rund drei Millionen Menschen in Deutschland kennen das Phänomen: Tinnitus. Eine App könnte bald eine Alternative zu konventionellen Therapien sein – zumindest für Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK), die in Hamburg in Behandlung sind.
Wer unter Tinnitus leidet, hört Geräusche, die gar nicht vorhanden sind. Grund ist eine Überaktivität bestimmter Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns. Mit der App „Tinnitracks“ bietet die TK Betroffenen von Oktober an eine Behandlungsalternative an. Indem sie über einen Zeitraum von zwölf Monaten mindestens 90 Minuten pro Tag ihre Lieblingsmusik hören, trainieren sie ihrem Hörzentrum den eingebildeten Ton ab. Voraussetzung für die Therapie ist allerdings ein Rezept von einem der kooperierenden Hamburger Hals-Nasen-Ohrenärzte.
„Mit Tinnitracks wird die App zum Therapeuten. Und sie kann eine Alternative zu den konventionellen Behandlungsmöglichkeiten sein“, sagt Klaus Rupp, Leiter des Versorgungsmanagements der TK. Sobald ein Hals-Nasen-Ohrenarzt die individuelle Tinnitus-Frequenz exakt ermittelt habe, könne die Therapie allein via Smartphone erfolgen. Die Betroffenen hören dann ihre Lieblingsmusik, bei der der störende Ton herausgefiltert wird. Durch das regelmäßige Hören der gefilterten Musik soll die Überaktivität der betroffenen Nervenzellen reduziert und so der Tinnitus nachhaltig gelindert werden.
Ziel der TK ist es, in Hamburg zunächst erste Erfahrungen mit der App als Behandlungsalternative zu sammeln. Bei Erfolg will die Krankenkasse das Behandlungskonzept bundesweit auszurollen. Aus diesem Grund machen rund 30 Hals-Nasen-Ohrenärzte in Hamburg den Anfang. Allerdings können Patienten unabhängig von ihrem Wohnort teilnehmen, sofern sie bei einem dieser Ärzte in Behandlung sind.
Die TK ist nicht die erste Krankenkasse, die eine App auf Rezept anbietet. Schließlich lancierte die Barmer GEK bereits eine internetbasierte Therapie, zur Behandlung von Sehschwäche bei Kindern.
Diese App auf Rezept können Augenärzte Kindern zwischen dem 4. und 12. Lebensjahr verordnen. Voraussetzung ist, dass die Patienten nachweislich an einer Amblyopie leiden, die zuvor mit Okklusionspflastern nicht erfolgreich behandelt werden konnte.
Die Therapie erfolgt für 90 Tage. Dabei sollen Kinder laut Barmer GEK täglich zwischen 30 Minuten und einer Stunde am Computer mit Spielen wie Tetris, Autorennen oder Würfelspielen trainieren. Dabei müssen die Erkrankten das Augenpflaster tragen. Aufgabe des behandelnden Arztes ist es, die Augen und das Online-Nutzungsprotokoll im Therapiezeitraum regelmäßig zu kontrollieren sowie eine Abschlussuntersuchung durchzuführen.
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