Nicht nur bei den Apothekern wird über die Organisation des Notdienstes diskutiert, sondern auch bei den Ärzten. Sie setzen zunehmend auf landesweite Systeme: Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KV) hat jetzt beschlossen, ab 2016 ein zentrales Callcenter für den Notdienst einzurichten. Der bislang bestehende Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen soll damit verschwinden.
Bislang gibt es in Thüringen größtenteils Verträge mit den Rettungsleitstellen der Landkreise. An anderen Orten sind aber auch Krankenhäuser oder der diensthabende Arzt für die Beantwortung der Anrufe zuständig. Patienten, die die einheitliche Nummer 116117 wählen, werden an die regionale Stelle weitergeleitet. Die Zuständigen dort entscheiden dann, ob sie den Patienten in die Notdienstzentralen oder einen Arzt zum Patienten schicken.
Dieses System wurde vor einigen Jahren eingeführt. Die KV erhoffte sich Vorteile von der regionalen Verteilung. „Die praktische Erfahrung war aber anders“, sagt ein KV-Sprecher. Es habe Reibungsverluste gegeben: Die KV habe den Eindruck gewonnen, dass häufiger als notwendig Patienten von einem Arzt aufgesucht wurden.
Ein weiteres Problem: Der KV drohen in der Zukunft erhebliche Kosten. Einige Rettungsleitstellen haben die Gebühr für Anrufe in den vergangenen Jahren stark erhöht. Inzwischen werden für einen entgegengenommenen Anruf bis zu elf Euro fällig. Andere Leitstellen haben die Verträge gekündigt. Kritisch wird es auch, wenn ein Arzt während der Behandlung Anrufe von weiteren Patienten entgegennehmen soll.
Aus diesem Grund setzen die Ärzte nun auf eine zentrale Verteilung: Die Vertreterversammlung der KV hat beschlossen, den Weg frei zu machen für eine „zentrale Einsatzdisposition“. Geplant ist, dass ab 2016 eine Art Callcenter der KV den Betrieb aufnimmt. Wählt ein Patient dann die 116117, landet er direkt in dieser Zentrale.
In dem Callcenter sollen voraussichtlich 15 Disponenten beschäftigt werden, die als medizinische Assistenten ausgebildet sind. Ein Arzt soll sie anleiten. „Wir erhoffen uns, den Dienst effizienter zu organisieren“, so der KV-Sprecher. Für die Patienten ändere sich nichts, außer dass sie „ein bisschen kompetentere Ansprechpartner haben“. Die Bereitschaftsdienste werden weiterhin vor Ort organisiert, an der Struktur der Dienste soll sich nichts ändern.
Vorbild für die Neuorganisation ist dem KV-Sprecher zufolge die Regelung in Schleswig-Holstein. Da das Bundesland von der Größe und Struktur Thüringen recht ähnlich sei, habe sich die KV-Arbeitsgruppe dort über das zentrale System informiert. Auch die Organisation bei der Thüringer Polizei wurde im Vorfeld unter die Lupe genommen.
Für die geplante „zentrale Einsatzdisposition“ müssen ersten Schätzungen zufolge rund 500.000 Euro für Technik und Infrastruktur ausgegeben werden. Außerdem sollen etwa 15 Mitarbeiter eingestellt werden. Allerdings erhofft sich die KV ihrem Sprecher zufolge durch das System mehr Kontrolle und eine bessere Planung der Ausgaben.
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