FDP wirbt um Apotheker Franziska Gerhardt, 06.06.2014 15:23 Uhr
Die Thüringer FDP will sich mehr für Apotheken einsetzen. Bei der Partei fürchtet man, dass es im Freistaat bald Regionen geben könnte, in denen keine Apotheken mehr existieren. „Die Zukunft der Apotheken und der Arzneimittelversorgung in Thüringen sind durch den Nachwuchsmangel gefährdet“, sagte Marian Koppe, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Ein Antrag der Liberalen im Landtag wurde jedoch schon abgelehnt.
Das Problem sei, dass die geburtenstarke Generation der Babyboomer nach 2020 in Rente gehe, sagte Koppe. Auch die noch in der DDR ausgebildeten Pharmazieingenieure schieden in den nächsten zehn bis 20 Jahren aus dem Erwerbsleben aus und müssen nun durch Apotheker ersetzt werden. „Das führt zu einem Mangel an Apothekern im Freistaat, gerade in der Fläche“, sagte Koppe.
Fazit der FDP: Es müsse für mehr Nachwuchs gesorgt werden. „Wir brauchen verstärkte Anstrengungen im Hochschulbereich, um mehr Pharmazeuten auszubilden. Dazu muss auch der Freistaat mit der Universität Jena seinen Beitrag leisten“, sagte Koppe.
Die Ausbildungssituation werde auch noch durch die drohende Schließung des Leipziger Pharmazieinstituts verschärft. Neben der Friedrich-Schiller-Universität Jena sichere lediglich die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Ausbildung von Apothekern für Mitteldeutschland, so die FDP.
Unterstützung kam von der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT): In wenigen Jahren würden rund 400 Apotheker in Thüringen fehlen, hieß es. „Im Grunde brauchen wir ein neues Institut für Pharmazie“, sagte ein Sprecher. Die Zahl von 60 Apothekern, die jährlich in Jena ausgebildet würden, sei viel zu niedrig.
Ein Antrag der FDP-Fraktion unter dem Titel „Zukunft der Thüringer Apotheken sichern – Ausbildung der Pharmazeuten in Jena stärken“ war zu Jahresbeginn im Thüringer Landtag abgelehnt worden.
Die Regierungsfraktionen der CDU und SPD sowie die Grünen hatten dagegen gestimmt. Die Parteien hatten sich zudem gegen eine nähere Definition der Bedeutung der öffentlichen Apotheken als Teil der Gesundheitsvorsorge und ihrer wirtschaftlichen Rolle in Thüringen ausgesprochen. Auch eine nähere Prüfung der Ausbildungssituation wurde abgelehnt.
Die Ablehnung der anderen Fraktionen sei ein fatales Signal für den Apothekernachwuchs im Freistaat, sagte Koppe. „Unsere Apotheken sind kompetente Ansprechpartner im Gesundheitswesen mit einem umfangreichen Aufgabenspektrum. Als Politiker sollte man sich wenigstens zu einem Bekenntnis zum Erhalt der Apotheken-vor-Ort durchringen können“, sagte der FDP-Politiker. Ein Umdenken sei nötig, sonst werde es immer mehr pharmazeutisch verwaiste Regionen in Thüringen geben.
In dem Antrag hatte die FDP die Landesregierung auch aufgefordert, zu berichten, wie viele Apotheken in Thüringen aktuell die Versorgung der Patienten sicherstellten, wie viele Apotheker und Apothekenangestellte derzeit im Freistaat tätig seien und wie viele Stellen in Apotheken derzeit unbesetzt seien. Der Bericht sollte zudem Fragen nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Apotheken und nach den Karrierechancen, insbesondere von Frauen, in diesem Bereich klären.
In Thüringen stehen am 14. September Landtagswahlen an. Derzeit regiert eine Große Koalition unter der Führung von Christine Lieberknecht (CDU). Nach aktuellen Umfragen liegt die CDU mit 36 Prozent vor der Partei Die Linke mit 28 Prozent. Die SPD käme derzeit auf 19 Prozent, die Grünen auf 5 Prozent. Die FDP muss dagegen mit Zustimmungswerten von 2 Prozent ernstlich um den Wiedereinzug in den Landtag bangen.
Koppe war vor gut einem Jahr zu Besuch bei Apothekern, Ärzten und Krankenhäusern in Thüringen gewesen. Die Tour führte ihn in alle 23 Kreise und kreisfreien Städte des Landes, wo er sich über die Probleme der Heilberufler informierte.