Der FDP droht akut der Abschied aus dem nächsten Landtag: Wenn am 14. September in Thüringen gewählt wird, benötigen die Liberalen schon fast ein Wunder. In Umfragen liegt die FDP meist unter der 5-Prozent-Hürde. Jetzt soll offenbar eine alte Stammwählerschaft mobilisiert werden: Im Wahlprogramm buhlen die Liberalen ausführlich um die Apotheker. Auch die CDU betont die Bedeutung der Pharmazeuten und will Apothekendienste fördern.
Die „inhabergeführten, öffentlichen Apotheken“ seien für die FDP „die zentralen Garanten für die Sicherstellung der wohnortnahen pharmazeutischen Versorgung der Patienten in Thüringen“, heißt es Wahlprogramm. Nur diese würden Beratung und Versorgung aus einer Hand gewährleisten. „Daher wollen wir gemeinsam mit den Apothekern dem drohenden Fachkräftemangel in der Region offensiv begegnen.“
Damit auch zukünftig genügend Apotheker einen Nachfolger fänden, will sich die Partei dafür einsetzen, dass die Ausbildung an der Universität Jena, anders als von SPD diskutiert, gestärkt wird. „Nur wer in der Region lernt, erste Erfahrungen sammeln kann und um die beruflichen Chancen in der Region weiß, kann als junge Fachkraft in Thüringen gehalten werden“, schreiben die Liberalen.
Die FDP will aber auch im Alltag der Apotheker die Arbeitsbelastung senken. „Wir Liberale wollen Bürokratie dort abschaffen, wo sie hindert, sodass die Ärzte, die Apotheker und das medizinische Fachpersonal Kopf und Hände frei haben für die Versorgung der Patienten in Thüringen.“ Deshalb solle Dokumentationspflicht nur dort gelten, wo sie sinnvoll sei. Etwa müsse die Abrechnung bei Selektivverträgen vereinfacht und Retaxationsfälle müssten reduziert werden.
Außerdem wollen Thüringens Liberale eine „Stärkung der Selbstverwaltung durch Aufgabenübertragung des Landes, damit die Apotheke vor Ort den Menschen weiter dienen kann“. Dazu sollen auch die Apotheken mehr Kompetenzen bekommen: „Aus unserer Sicht kann auch zukünftig nur ein Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und inhabergeführten öffentlichen Apotheken die leistungsfähige Gesundheitsversorgung gerade in ländlichen Räumen sicherstellen“, heißt es im Wahlprogramm.
„Apotheken flächendeckend erhalten“, heißt es auch bei der CDU. „Wir wollen in allen Landesteilen Thüringens einen wohnortnahen Zugang zu Apotheken. Auch im ländlichen Raum brauchen wir eine sichere pharmazeutische Versorgung. Dazu soll die Apothekerausbildung bedarfsgerecht ausgestaltet werden“, schreiben Thüringens Christdemokraten im Wahlrogramm.
Bei den Ärzten sollen neue mobile Angebote wie dezentrale Sprechstunden ermöglicht werden. „Facharztmobile oder Apothekendienste sollen mit dem Ziel einer guten, bürgernahen medizinischen Versorgung gefördert werden.“ Konkreter wird die Partei an dieser Stelle nicht; auf Nachfrage hieß es, gemeint sein könnten Lieferdienste.
Zusammen mit Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) will die derzeit regierenden CDU mit einer „Landarzt-Initiative“ die Attraktivität des ländlichen Raums für junge Ärzte erhöhen. Zudem sollen angehende Nachwuchsmediziner und Niederlassungen finanziell stärker unterstützt werden.
Beim Thema Landarzt sind sich die Parteien einig. Auch SPD, Grüne, Linke, FDP und AfD sprechen sich für Anreize aus. Die FDP will eine Niederlassungsförderung, eine gerechte und transparente Honorarordnung und mehr Studienplätze.
Die SPD will den Förderschwerpunkt auf die Niederlassung von Hausärzten in Gemeinden unter 25.000 Einwohnern legen, finanzielle Anreize geben und eine offensive Werbekampagne. Zudem sollen die Verwaltungstätigkeiten auf das Nötigste reduziert werden. Etwa könnte ein neuer Beruf, der des dokumentationstechnischen Assistenten eingeführt werden, um den Arzt zu unterstützen.
Die Linke will Medizinstudenten fördern, die sich für eine Landarzttätigkeit verpflichten, und die Grünen wollen die Hausärzte und die Attraktivität des Berufs stärken. Die AfD will ebenfalls Arztpraxen im ländlichen Raum fördern, die Abwanderung junger Ärzte stoppen und sie finanziell „sehr gut stellen“.
Derzeit führt Ministerpräsidentin Christine Lieferknecht (CDU) eine Große Koalition mit der SPD. Dafür dürfte es auch künftig reichen: Die CDU liegt aktuell zwischen 36 und 40 Prozent, die Sozialdemokraten kommen auf 16 bis 19 Prozent. Die Linke wird zwar vermutlich wieder zweitstärkste Kraft werden, die SPD müsste in einer rot-roten Koalition aber in die Rolle als Juniorpartner schlüpfen. Die Grünen (6 Prozent) müssen ebenso bangen wie FDP (2-6 Prozent) und die AfD (4 Prozent).
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