Klappendienst am Nachmittag

Thüringen: Demo abgesagt

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Berlin -

In Thüringen startet heute eine landesweite Protestaktion. Am Nachmittag werden die Apotheken ihre Türen schließen und die Versorgung nur über die Notdienstklappe gesichert. Zudem sind weitere Aktionen geplant. Die für heute geplante Demo wurde abgesagt – kein Referentenentwurf, keine Demo.

Eigentlich war für heute um 15 Uhr eine Protestaktion der Apotheker vor der Staatskanzlei in Erfurt geplant. Doch die wurde abgesagt. Der Grund: Der Referentenentwurf liege noch nicht vor. Man wolle dem nicht vorgreifen, da man nicht wisse, was drinstehe.

Auf die desaströse Lage der Apotheken aufmerksam machen, werden die Kolleg:innen in Thüringen dennoch. Am Nachmittag sind die rund 500 Apotheken nur noch über die Notdienstklappe erreichbar. Kund:innen müssen mit Warteschlangen und Verzögerungen rechnen.

„Die deutliche Mehrheit der Apotheken in Thüringen wird an der Protestaktion teilnehmen“, teilt der Apothekerverband mit. Außerdem werden die Kolleg:innen die Schaufenster rot beziehungsweise schwarz dekorieren und auch das Apotheken-A abhängen. Die Schaufensteraktion läuft noch bis zum 21. April. Der Klappendienst findet aber nur heute Nachmittag statt.

Rote Shirts ab 22. April

Im Anschluss startet am 22. April die bundesweite Protestaktion der Abda. Unter dem Motto „Wir sehen rot.“ sollen die Apothekenteams bis zum 27. April rote Kleidung tragen und die Patient:innen auf die immer dramatischere wirtschaftliche Schieflage der Apotheken vor Ort hinweisen. So soll auf die längst überfällige Honoraranpassung aufmerksam gemacht werden. „Mit dieser symbolhaften Aktion soll deutlich werden, dass die Apotheken und damit qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung vor Ort nicht mehr selbstverständlich für die Patienten verfügbar sein werden, wenn man ihnen die Existenzgrundlage nimmt“, so Verbandschef Stefan Fink.

43 Prozent stehen vor dem Aus

In Thüringen stehen derzeit 43 Prozent oder 211 der 491 noch existierenden Apotheken vor dem wirtschaftlichen Aus. 10 Prozent schrieben im vergangenen Jahr rote Zahlen. Der Verband rechnet damit, dass dieser Anteil in diesem Jahr 2024 auf 13 Prozent ansteigen wird. Das Apothekensterben dynamisiere sich – weil es der Apotheke an Attraktivität und Wirtschaftlichkeit fehle.

„Diese 64 Apotheken sind unverschuldet so gut wie insolvent.“, so Fink. „Wir erleben gerade die größte Schließungswelle öffentlicher Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik, weil die Bundesregierung sich seit Jahren ihrer Verantwortung konsequent entzieht.“ Thüringen habe in den letzten 15 Monaten 16 Apotheken verloren. Bundesweit mussten 2023 fast 500 Apotheken aus wirtschaftlicher Not schließen – so viele wie es in Thüringen derzeit noch gibt.

„Die Bundesregierung muss verstehen, dass die Arzneimittelversorgung zukünftig nicht mehr selbstverständlich für die Patienten verfügbar sein wird, wenn man den Apotheken ihre Existenzgrundlage nimmt“, so Fink. Der Verband fordert eine Soforthilfe sowie eine jährliche dynamisierende Anpassung des Apothekenhonorars.

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