Brettspiel: Gezinkte Würfel für Versandapotheken Lothar Klein, 15.06.2017 15:09 Uhr
Im seit Monaten andauernden Streit um die Folgen des EuGH-Urteils und ein Rx-Versandverbot sind inzwischen so gut wie alle Argumente ausgetauscht, gewendet, geprüft, verworfen oder abgelehnt. Wie können die Apotheker trotzdem im anstehenden Wahlkampf das Thema aktuell halten und mit der Politik ins Gespräch kommen? Die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) hat sich für diesen Zweck eine pfiffige Idee ausgedacht: In einem Brettspiel treten Vor-Ort-Apotheken gegen die Versender an. Gewinnen können sie nur, wenn sie zusammenhalten.
Maximal vier Vor-Ort-Apotheken spielen auf einer Deutschlandkarte gegen die Konkurrenz der Versandapotheken. Ziel ist die Sicherstellung der bundesweiten Versorgung und die Steigerung des Patientenwohls. Die Versandapotheken kümmern sich dagegen nur um ihren Profit und müssen „ihre Schäfchen ins Trockene bringen“.
Sie starten außerhalb Deutschlands mit einem „speziellen“, man könnte auch sagen „gezinkten Würfel“. Denn statt eines normalen Würfels, wie ihn die Vor-Ort-Apotheken benutzen müssen, trägt der Würfel der Versender nur die Ziffern fünf und sechs. Damit können die Versender schnell über die Deutschlandkarte rauschen.
Die Vor-Ort-Apotheken müssen auf ihrem Weg durch Deutschland noch bestimmte Aufgaben erledigen. Dazu gibt es Aktionsfelder: Wer dort die Nacht- und Notdienstkarte zieht, muss beispielsweise mit dem Würfeln einmal aussetzen. Zieht die Versandapotheke die gleiche Karte, kann sie diese an eine Vor-Ort-Apotheke weitergeben. Auf diese Weise soll das Spiel die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen seit dem EuGH-Urteil nachstellen. Nur wenn alle vier Vor-Ort-Apotheken das Würfelglück auf ihrer Seite haben und kooperieren, können sie das Match für sich entscheiden.
Auf die Idee für das Spiel gekommen ist die Kammer bei der Vorstandsklausur Ende April. „Wie können wir unsere politischen Botschaften transportieren“, fragten sich die Vorstandsmitglieder rund um Präsident Ronald Schreiber. Als Antwort entstand die Idee für das Brettspiel.
Damit soll anschaulich dargestellt werden, welche Konsequenzen das EuGH-Urteil für die heimischen Apotheken hat. „Das Spiel soll in Erstaunen versetzen und die Diskussion auf eine andere Ebene heben“, so Thoralf Kühne, stellvertretender Geschäftsführer der LAKT. Damit wolle man das Thema „um die Ecke“ angehen: Europa funktioniere nur, wenn sich alle an die gleichen Regeln hielten.
Ein große Vermarktung des Brettspiels ist nicht geplant. Bislang gibt es ein Unikat. Die Kammer holt Angebote ein für eine allenfalls kleine Auflage. Gespielt wurde das Brettspiel kürzlich schon beim Thüringer Apothekertag – auch vom Vorstand der LAKT. In der Vorstandssitzung ist Spielen tabu. Damit die Idee ihren eigentlichen Zweck erfüllt, sollen demnächst die thüringischen Bundestagswahlkandidaten der Parteien und die Gesundheitspolitiker des Landes zu einem Sommerfest geladen werden. Bei dieser Gelegenheit sollen sie dann auch die Würfel schütteln.