Thüringen verliert nach Angaben der Landesapothekerkammer (LAKT) weiterhin Apotheken. In diesem Jahr seien bisher elf Apotheken geschlossen worden und stünden nicht mehr für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu Verfügung, teilte die Kammer mit. Die Gesamtzahl der Apotheken sei im Bundesland auf 496 gesunken. Kammergeschäftsführer Danny Neidel prognostizierte, „dass es dieses Jahr zur bisher größten Schließungswelle in der Geschichte des Thüringer Apothekenwesens kommen wird“. Das sei angesichts der vielen auf Medikamente angewiesenen älteren Menschen ein Problem.
„Das heißt, für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten steht immer weniger Zeit zur Verfügung. Weniger Zeit für Beratung und Information. Weniger Zeit für das Gespräch zu den im Alter immer wichtiger werdenden Fragen zur eigenen Gesundheit. Weniger Zeit für den Menschen und damit weniger Nähe. Ein spürbarer Verlust von Lebensqualität.“, so Neidel.
„Gerade die kurzfristige Kürzung des Apothekenhonorars zum Stopfen der Löcher in den GKV-Haushalten hat vor Augen geführt, welches finanzielle Risiko man eingeht, wenn man den Schritt in die Selbstständigkeit wagt“, so der Kammergeschäftsführer zum Grund für die Entwicklung. „Legt man dann noch die Pläne des Bundesgesundheitsministers zu den Scheinapotheken daneben, wird klar, warum die Zahl der Apotheken auf dem Land immer kleiner wird. Das muss anders werden.“ Zugleich erneuerte er die Forderung an die Landesregierung, den Studiengang Pharmazie an der Universität Jena zu stärken, um Nachwuchs zu sichern. Apothekerkammer und Thüringer Apothekerverband fordern seit Langem die Aufstockung der Pharmazie-Studienplätze in Jena.
Nach Kammerangaben haben bereits weitere Apotheken die Schließung noch in diesem Jahr angekündigt, 2023 werde die Apothekenzahl im 13. Jahr in Folge sinken. Im Jahr 2010 habe es in Thüringen noch 583 Apotheken gegeben, knapp 90 mehr als jetzt.
Apotheker-, Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie Psychotherapeuten hat die Heilberufler werden am Mittwoch vor dem Thüringer Landtag demonstrieren, um gegen die Gesundheitspolitik vor allem der Bundesregierung zu protestieren. Dazu werden auch Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) und die Vertreter der Landtagsfraktionen erwartet.
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