Die Koalitionsgespräche in Thüringen sind abgeschlossen: CDU, BSW und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt und wollen das Land unter anderem zum „20-Minuten-Land“ machen. Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) zeigt sich optimistisch, dass dieser Vertrag eine solide Grundlage für die Verbesserung der pharmazeutischen Versorgung in der Region bietet. Auch die Kammer freut sich die Aussagen für den Studienstandort Jena.
Besonders positiv bewertet der Verband die Einbindung der Apotheken in das Konzept des „20-Minuten-Landes“, das eine wohnortnahe Erreichbarkeit von Gesundheitsdiensten gewährleisten soll. „Damit unterstreicht die neue Regierung die zentrale Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung. Es ist ein starkes Signal, dass ihre Bedeutung explizit anerkannt wird“, so Stefan Fink, Vorsitzender des ThAV.
Auch das Bekenntnis zum geplanten Neubau des Pharmazeutischen Instituts in Verbindung mit der Erhöhung der Studienplatzkapazitäten wird vom ThAV als Meilenstein betrachtet. „Mit engagierter Umsetzung dieser Maßnahmen kann Thüringen den Fachkräftemangel im pharmazeutischen Bereich nachhaltig entgegentreten. Das ist ein klares Bekenntnis zur langfristigen Stärkung der Gesundheitsversorgung“, erklärt Fink.
Zusätzlich plant die Landesregierung, die Integration internationaler Fachkräfte zu beschleunigen sowie Niederlassungen und Stipendienprogramme für angehende Apothekerinnen und Apotheker zu fördern. Auch die Ankündigung, die Studienplatzkapazitäten mit sogenannten „Klebeinstrumenten“ zu unterstützen, wird vom Verband als zukunftsorientiert bewertet. „Das Ansinnen der neuen Landesregierung, die in Thüringen qualifizierten Pharmazeuten auch im Land zu behalten, ist nachvollziehbar“, so Fink. Der ThAV wolle die geplante Landapothekerquote konstruktiv begleiten und gegebenenfalls alternative Lösungen mitentwickeln.
Geplant ist zudem eine Entlastung der Apotheken von mehrfachen Statistik-, Melde- und Dokumentationspflichten sowie der Ausbau telemedizinischer Angebote. „Die Möglichkeit telemedizinische Leistungen der Ärzte – wie vom Gesetzgeber bereits vorgesehen – direkt in Apotheken anzubieten, ist ein großer Schritt nach vorne. Hier liegen Chancen, die Versorgung mindestens punktuell zu verbessern“, erläutert Fink.
Ein weiterer Fortschritt ist die Zielsetzung, die Erkenntnisse der Arzneimittelinitiative ARMIN in die zukünftige Gesundheitsstrategie einzubinden. Das Modellprojekt in Sachsen und Thüringen hat gezeigt, wie eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern die Sterblichkeit signifikant reduzieren kann. Es sei an der Zeit, ARMIN bundesweit auszurollen. Thüringen könne dabei eine Vorreiterrolle übernehmen, so Fink.
„Der Koalitionsvertrag ist ein starkes Signal für die Weiterentwicklung der pharmazeutischen Versorgung in Thüringen. Wir freuen uns auf die konstruktive Zusammenarbeit mit der Landesregierung, um die Maßnahmen zügig umzusetzen und die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu sichern“, so Fink abschließend.
„Um perspektivisch mehr Ärztinnen und Ärzte sowie Fachkräfte im Gesundheitsbereich zu gewinnen, werden wir durch Baumaßnahmen die Studienkapazitäten der Zahnmedizin am Universitätsklinikum Jena und des Pharmazeutischen Instituts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erweitern“, heißt es im Koalitionsvertrag. „Mit diesen Worten haben die Regierungsparteien mein pharmazeutisches Herz gewonnen“, freut sich Apotheker Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT).
„Ich gebe zu, wirklich glücklich werde ich an dem Tag sein, an dem das neue und, wie ich nun hoffen darf, größere Institut für Pharmazie in Jena eröffnet werden wird. Bis dahin ist es noch ein weiter und wahrscheinlich auch schwieriger Weg. Aber es ist der richtige, davon bin ich – wie die neue Regierung – überzeugt“, so Neidel weiter.
In einer Petition hatten sich fast 64.000 Bürger:innen für den Erhalt der Arzneimittelversorgung durch die inhabergeführten Apotheken vor Ort und für die Modernisierung und Erweiterung des Instituts für Pharmazie in Jena ausgesprochen. „Diese Zahl zeigt, welche große Bedeutung eine funktionierende Gesundheitsversorgung für die Menschen in unserem Land hat. Ich bin sehr froh, dass die künftige Landesregierung, diesen klaren Auftrag angenommen hat. Wir werden alles tun, um sie auf diesem Weg zu unterstützen“, versichert Neidel.
APOTHEKE ADHOC Debatte