Dass mehrere Hersteller gegen seine Antibiotika-Ausschreibung klagen, hat Johannes Bauernfeind, AOK-Chef in Baden-Württemberg, so wütend gemacht, dass er öffentlich Dampf ablassen musste. Christoph Stoller, Deutschlandchef von Teva, findet wiederum die Einlassungen des Kassenchefs befremdlich.
Nein, Teva habe nicht gegen die Ausschreibung der AOK geklagt, gibt Stoller zu Protokoll. Und ja, die Kasse habe bei der Ausschreibung wesentliche Forderungen der Industrie aufgegriffen. „Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass die AOK bereit ist, andere Kriterien zu berücksichtigen als nur den Preis und diese auch gesetzlich geregelt werden sollten.“ Auch die Abkehr vom Exklusivvertrag sei sehr erfreulich – habe gerade die AOK diesen doch jahrelang „bis auf‘s Blut verteidigt“.
Es stehe aber in einem freien Land nun einmal jedem Marktpartner zu, Verträge oder Ausschreibungen rechtlich prüfen zu lassen. Dass der Kassenchef jetzt unterschiedslos in alle Richtungen ausschlage, sei befremdlich: „Wir werden als Industrie insgesamt angegriffen, obwohl wir hier gar keine einheitliche Position haben.“
Er kenne die Kriterien nicht, an denen sich andere Unternehmen störten, so Stoller. „Aber der Streit wäre wohl zu vermeiden gewesen, wenn man sich einfach vorab darüber ausgetauscht hätte, wie die Ausschreibung im Detail aussehen könnte. Das ist meiner Kenntnis nach nicht geschehen.“
Stoller verweist auf die geplante Ausschreibung der Barmer: Die Kasse will vorab eine „Markterkundung“ durchführen – sprich sich mit den Firmen über die Details austauschen. „Das schließt zwar nicht aus, dass es später zu Streit kommt. Aber die Chancen steigen, dass man miteinander im Vorfeld eine Lösung für kritische Punkte findet.“
Nicht auf sich sitzen lassen will er den Vorwurf, dass es der Industrie nur dem Erhalt des Staus quo gehe. „Das weise ich mit Nachdruck zurück.“ Und dann wird Stoller – als gebürtiger Schweizer sonst diplomatisch bis zuletzt – noch deutlicher: „Dass Herr Bauernfeind uns mit anderen Firmen in einen Topf wirft, beleidigt mich auch persönlich.“
Der Kassenchef hatte der Industrie vorgeworfen, seit den 70er-Jahren und bis heute in Fernost zu produzieren, um von weniger strengen Umweltschutzauflagen und Kosteneinsparungen zu profitieren. „Das ist nachweislich falsch“, so Stoller. Er rechnet er vor: 93 Prozent der von Teva in Europa vertriebenen Fertigarzneimittel würden auch in Europa produziert. 53 Prozent der Wirkstoffe kämen aus dem eigenen Haus, 40 Prozent würden sogar in Europa hergestellt.
Sein Unternehmen lege seit jeher großen Wert auf Umweltschutz, so Stoller weiter: So setze man durchweg auf erneuerbare Energie, habe eine Recyclingquote von 95 Prozent und habe den CO2-Ausstoß halbiert. Als erster pharmazeutischer Hersteller in Deutschland sei der Standort Ulm des Unternehmens nach der strengen EMAS-Norm zertifiziert worden.
Zum Schluss wird Stoller doch noch versöhnlich: „Wir von Teva sind gerne bereit, uns mit der AOK darüber auszutauschen, wie die Details der Ausschreibungen aussehen könnten, um gemeinsam eine nachhaltige Versorgung der Patienten sicherzustellen.“
Die AOK hatte im September fünf Antibiotika erstmals separat ausgeschrieben und die Zuschlagskriterien so erweitert, dass robustere Lieferketten und Umweltschutzaspekte berücksichtigt werden und nicht nur der niedrigste Preis. Außerdem sollen im Sinne der Liefersicherheit mehrere Zuschläge vergeben werden.
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