Kritik an AOK-Zuschuss für Fitnessmessgeräte dpa/APOTHEKE ADHOC, 08.08.2015 12:46 Uhr
Zuschüsse von Krankenkassen an Versicherte für den Kauf elektronischer Fitnessmesser stoßen in der Politik auf Kritik. Der Bonus sei „fragwürdig“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach dem Magazin Der Spiegel. Damit wollten die Kassen gut gebildete, junge und gesunde Mitglieder abwerben. „Die Kassen könnten dann demnächst auch Laufschuhe bezuschussen.“
Der stellvertretende Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, Georg Nüßlein, sagte: „Ich unterstütze gute Präventionsprogramme, aber ich halte nichts von Marketingmaßnahmen der Kassen auf Kosten der Beitragszahler.“
Als erste Krankenkasse bezuschusst die AOK Nordost den Kauf solcher Fitnessmesser. Versicherte, die am sogenannte AOK-Gesundheitskonto teilnehmen, bekommen für den Kauf solcher Geräte einmal in zwei Jahren einen Zuschuss von maximal 50 Euro, aber höchstens 50 Prozent des Anschaffungspreises.
Den Zuschuss gibt es für sämtliche Geräte, die Herzfrequenz, Streckenlänge, Höhenmeter, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch und anderes dokumentierten, also für Fitnessarmbänder und Smartwatches – auch für die AppleWatch. Das Gerät gibt es ab rund 400 Euro. Die Uhr ist laut Hersteller das persönlichste Produkt im Sortiment.
Auch die Ärzte hatten sich bereits skeptisch geäußert: „Dem Verbraucher muss bewusst sein, dass die Daten irgendwo abgelegt und gespeichert werden“, sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Die Entwicklung bei den Wearables zeigt, dass viele Menschen offenbar bereit sind, mehr oder weniger ohne Bedenken Daten weiterzugeben.“ Das persönliche Arzt-Patienten-Verhältnis könne durch keine App ersetzt werden.
Bereits 17 Prozent der Bundesbürger besitzen einen oder mehrere dieser Helfer. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC. PwC schwärmte, dass die Geräte „viele Vorteile des Internets direkt an den Körper bringen“.
Doch ein Großteil der Befragten sieht auch Nachteile: 62 Prozent fürchten ein Eindringen in ihre Privatsphäre. 57 Prozent sehen die Anfälligkeit für Sicherheitslücken als Problem. Es könnte technologisch auch schnell möglich werden, dass der Arbeitgeber per Datenbrille sieht, was seine Mitarbeiter gerade machen.
Es gibt auch intelligente Textilien, Kleidung mit Sensoren im Stoff. So misst ein neues T-Shirt dauerhaft Körpersignale und überträgt die Daten etwa an ein Tablet. Atemfrequenz und Herzaktivität sind so erfassbar. PwC machte auch auf einen möglichen Vorteil solcher Kleider auch im Job aufmerksam: „Vernetzte Funktionskleidung verspricht besseren Schutz für Berufsgruppen wie Feuerwehrleute.“