Telemedizin

Teleclinic sammelt Geld für E-Rezept

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Berlin -

Ab 2010 will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das E-Rezept bundesweit an den Start bringen. Neben der ABDA rüsten sich einige Anbieter für den neuen Markt. Ein funktionstüchtiges E-Rezept hat bereits das Startup-Unternehmen Teleclinic bundesweit in Betrieb. Jetzt rüstete sich die Teleclinic mit frischem Geld für den Wettbewerb um die Vorherrschaft – sieben Millionen Euro.

An Bord geholt hat die Teleclinic mit Idinvest Partners eine der führenden europäischen Investmentgesellschaften. Aktuell verwaltet Idinvest Partners gemeinsam mit Eurozeo ein Vermögen von rund 15 Milliarden Euro und unterhält Büros in Paris, Frankfurt, Madrid, Schanghai und Dubai. Das Unternehmen wurde 1997 als Teil der Allianz-Gruppe gegründet und ist seit 2010 selbständig.

Mit dem frischen Geld will die Teleclinic nach eigenen Angaben seine Marktführerschaft im Bereich Telemedizin auszubauen. „Jetzt steht der nächste große Schritt bevor, um das Geschäftsmodell zu skalieren und weiteren Millionen Patienten den digitalen Zugang zur ärztlichen Versorgung zu ermöglichen. Hierfür sind neue strategische Partnerschaften und Marketingmaßnahmen geplant“, so die Teleclinic. Schon heute hätten 50 Prozent aller Privatpatienten in Deutschland dank Teleclinic kostenlos einen digitalen Zugang zu Ärzten aus 30 Fachrichtungen. Im Bereich der gesetzlich Versicherten seien es rund neun Millionen. Damit sei Teleclinic Bestandteil der Regelversorgung. Für Privatpatienten sind via Teleclinic deutschlandweit E-Rezepte möglich. Hierfür kooperiert das Unternehmen mit 7000 Apotheken.

Gesetzlich Versicherte sollen 2019 – vorab im Rahmen eines Modellprojektes – folgen. Der medizinische Service steht an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr sowie an Feiertagen zur Verfügung. Katharina Jünger, CEO der Teleclinic, ist überzeugt, dass Telemedizin zukünftig eine zentrale Rolle im deutschen Gesundheitswesen spielen wird: „Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet aktuell mit riesigen Schritten voran. Wir sind dabei, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten und wollen mit Teleclinic den digitalen Zugang zu qualitativ hochwertiger Erstversorgung flächendeckend sicherstellen. Deutschland braucht die Telemedizin, um Herausforderungen wie dem demographischen Wandel effizient zu begegnen. Die Menschen werden älter und dadurch steigen die Ausgaben. Allein die Teleberatung hat ein geschätztes Nutzenpotenzial von 4,4 Milliarden Euro. Wir freuen uns, mit Idinvest Partners einen starken Partner gewonnen zu haben, um die Zukunft der Gesundheit digital zu gestalten.“

Matthieu Baret, Managing Partner bei Idinvest Partners und verantwortlich für den Bereich Venture and Growth Capital, sagte: „Idinvest Partners hat sich mit Investments in bekannte und erfolgreiche Unternehmen der Digital- und Gesundheitswirtschaft einen Namen als einer der profiliertesten Venture Capital-Investoren in Europa gemacht. Das Investment in Teleclinic stellt einen weiteren Meilenstein in dieser Strategie dar. Teleclinic ist ein Pionier in einem zukunftsträchtigen Geschäftsfeld und einem Markt mit großem Potential. Im Umfeld des demographischen Wandels und immer größerer Lücken in der ärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten erfüllt das Unternehmen einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Wir freuen uns, Teleclinic bei der Erfüllung dieses Auftrags zu unterstützen.“

Angefangen hat alles in Baden-Württemberg. Seit 2006 bietet Teleclinic seine Software für Fernbehandlungen an. Der Durchbruch gelang dem Start-up aber erst mit einem Pilotprojekt für Privatpatienten im „Ländle“. Im Rahmen des Modellprojekts der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV) genehmigte Landessozialminister Manfred Lucha (Grüne) das Ausstellen von Rezepten im Zuge telemedizinischer Behandlungen.

Darauf beruft sich Teleclinic auch außerhalb von Baden-Württemberg und sieht deshalb in der Übermittlung von E-Rezepten durch den Kooperationspartner Apotheken.de keinen Rechtsbruch. Seitdem verordnen auch Ärzte beispielsweise in Schleswig-Holstein via E-Rezept Arzneimittel für Privatpatienten.

300 Ärzte nutzen laut Teleclinic aktuell die Software zur ambulanten Telemedizin. Auf diese Weise bieten diese Mediziner Sprechstunden an – bis jetzt ausschließlich für Privatpatienten. Damit die Sache richtig rund läuft, stellen 60 dieser Ärzte bereits E-Rezepte aus. Diese gelangen mit Hilfe von Apotheken.de in eine der 7000 angeschlossenen Apotheken.

Außerdem hat Teleclinic sein E-Rezept auch im Bundesgesundheitsministerium (BMG) vorstellt und ist dort auf großes Interesse gestoßen. Das BMG signalisierte, dass das DrEd-Verbot ohnedies im kommenden E-Health-Gesetz wieder aufgehoben werden soll. Damit ist Teleclinic zur Zeit der erste und einzige Anbieter im deutschen Markt, der ein technisch funktionsfähiges und behördlich geduldetes E-Rezept einschließlich der notwendigen digitalen Arztsignatur anbieten kann. Außerdem ist das Angebot Teleclinic zufolge auch mit der Telematik-Infrastruktur der Gematik kompatibel, über die künftig alle eHealth-Angebote abgewickelt werden müssen.

Ab Ende September bietet das Unternehmen erstmals Tele-Krankschreibungen für Privatpatienten an. Fünf Tage im Quartal sind möglich und eine Folgebescheinigung. Voraussetzung: Der Arbeitgeber spielt mit. Legt dieser Widerspruch ein, muss der Arbeitnehmer persönlich zum Arzt in die Praxis gehen. Als weiteren Schritt sind laut Jünger Facharztüberweisungen geplant. Dann verfügt Teleclinic über wesentliche Komponenten der alltäglichen Abläufe in Arztpraxen. Soweit sind weder Ärzte noch Apotheker.

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