Zum Auftakt der Tarifgespräche mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die DAK Gesundheit den Abbau von 1600 Vollzeitstellen angekündigt. Die Kasse begründet die Umstrukturierung damit, dass das Bundesversicherungsamt (BVA) sie zu dem im Vergleich zweithöchsten Zusatzbeitrag gezwungen habe. Dadurch verlor die Kasse seit Jahresbeginn über 180.000 Mitglieder. Zum 1. Januar hatte die DAK ihren Zusatzbeitrag um 0,6 auf 1,5 Prozent erhöht.
„Wir werden die Tarifverhandlungen nutzen, um möglichst viele der 14.000 Stellen im Unternehmen zu erhalten und, wo das nicht möglich ist, für einen sozialverträglichen Ab- und Umbau zu sorgen", sagte Gabriele Gröschl-Bahr, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand und Verhandlungsführerin. Ziel sei es, ein Gesamtpaket im Interesse der Beschäftigten zu schnüren.
Die Gewerkschaft geht ohne eine konkrete Forderung in die Verhandlung. „Das heißt nicht, dass wir uns vom Lohnniveau der Ersatzkassen in Deutschland abhängen lassen", erklärte Gröschl-Bahr. Man wolle sich jedoch „den Rücken frei halten für Regelungen zum Beispiel zur Altersteilzeit, Beurlaubungen ab 55 Jahre oder einen früheren Renteneintritt“.
Nicht äußern wollte sich Verdi zu Spekulationen, die DAK versuche mit der Ankündigung Druck auf die Tarifverhandlungen ausüben, um das Abschlussniveau zu senken. Die bisherigen Tarifabschlüsse der Ersatzkrankenkassen sowie der AOK liegen auf einem Niveau von 4,5 bis 5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten.
„Auch das werden wir berücksichtigen müssen. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Beschäftigten der DAK auf Gehaltserhöhungen verzichten sollen und gleichzeitig Personal entlassen wird, während bereits jetzt die Inanspruchnahme von freien Tagen abgelehnt wird, weil die Arbeit sich türmt“, so die Verdi-Verhandlungsführerin.
Laut Verdi bedeutet die geplante Streichung von 1600 Vollzeitstellen einen Arbeitsplatzverlust für etwa 2000 Beschäftigte, da eine große Anzahl teilzeitbeschäftigt ist. Von den Schließungen sollen Bereiche auf allen Ebenen betroffen sein. „Auch darüber wollen wir während der Tarifverhandlungen sprechen“, heißt es bei der Gewerkschaft.
Die DAK bestätigte lediglich die Ankündigung des geplanten Stellenabbaus. Zu weiteren Einzelheiten mach die DAK keine Angaben, insbesondere nicht, ob Geschäftsstellen geschlossen werden sollen. Mit 6,15 Millionen Versicherten ist die DAK die drittgrößte Krankenkasse hinter der Techniker Krankenkasse und der Barmer GEK. Bundesweit verfügt die DAK über 505 Geschäftsstellen. Das Haushaltsvolumen beträgt über 22 Milliarden Euro.
Bei vielen Apothekern ist die DAK für ihre harte Retax-Politik bekannt. 2015 hatten Äußerungen von DAK-Chef Professor Dr. Herbert Rebscher zu Nullretaxationen beim Deutschen Apothekerverband (DAV) Unmut und Protest ausgelöst. „Wir Apotheker versorgen tagtäglich rund um die Uhr Millionen Patienten mit lebenswichtigen Arzneimitteln, aber einzelne Krankenkassenvertreter glauben offensichtlich, die Zeche dafür prellen zu können“, so DAV-Chef Fritz Becker. „Das ist ebenso unverschämt wie inakzeptabel.“
Rebscher hatte am Rande der Vorstellung eines DAK-Berichts zum AMNOG das Instrument der Nullretaxationen verteidigt und erklärt: „Wer nicht in der Lage ist, eine ordentliche Rechnung zu stellen, kann nicht erwarten, ordentlich vergütet zu werden.“ Das gehe jedem Schlosser ebenso.
Der ehemalige saarländische Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) wird zum 1. Juli den stellvertretenden DAK-Vorsitzenden Claus Moldenhauer folgen und dann Ende Dezember Professor Dr. Herbert Rebscher als Vorsitzenden ablösen.
APOTHEKE ADHOC Debatte