Apotheken in Baden-Württemberg werden ab November für einen Teil der Betreuung in der Substitutionstherapie honoriert. Der Landesapothekerverband (LAV) hat gemeinsam mit den Krankenkassen vereinbart, dass die Kontrolle der Einnahme von Drogenersatzmitteln in der Offizin entlohnt wird. Dadurch sollen die Ärzte entlastet und für die Apotheken eine rechtssichere Therapiebegleitung geschaffen werden.
Eigentlich ist der sogenannte Sichtbezug Aufgabe des Arztes und wird in den Praxen durchgeführt. Doch gerade in ländlichen Regionen ist die Betreuung der Opiatabhängigen laut LAV wegen des wachsenden Ärztemangels gefährdet. Die Mediziner können die tägliche Betreuung der Einnahme jetzt offiziell an Apotheken abgeben.
Die Patienten müssen im Anfangsstadium bei der Einnahme der Ersatzmittel beobachtet werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Arzneimittel richtig geschluckt und nicht etwa für den Schwarzmarkt aufgehoben werden.
Laut LAV wurde die Einnahme der Arzneimittel bereits in einzelnen Apotheken kontrolliert. „Ich bin froh, dass wir mit dieser Vereinbarung jetzt auch eine rechtliche Grundlage haben“, sagt Geschäftsführerin Ina Hofferberth. Der Verband begrüße, dass die Apotheken für den hohen zeitlichen Aufwand entlohnt würden. Die Preise für die Rezepturen sind in der Hilfstaxe geregelt.
Die Apotheken erhalten von den Kassen pro eingenommener Dosis den gleichen Betrag wie die Ärzte, was netto 3,24 Euro entspricht. Der Service sei jedoch freiwillig, so Hofferberth. Die Vereinbarung sei mit Unterstützung des Sozialministeriums zustande gekommen. Nach anfänglicher Skepsis seien auch die Kassen überzeugt worden.
Die Ärzte hatten bereits im vergangenen Jahr gewarnt, dass die Substitutionstherapie in Baden-Württemberg gefährdet sei. Ein Grund sei das hohe Durchschnittsalter der behandelnden Mediziner. Die Landesärztekammer forderte bessere Rahmenbedingungen und eine höhere Vergütung.
In Baden-Württemberg werden demnach rund 10.000 Abhängige mit Substituten wie Methadon oder Subutex behandelt, bundesweit sind es rund 80.000 Patienten. Für die Apotheker ist die neue Vergütung ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Leitbild.
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