Viel Bürokratie, wenig Vergütung: Die Apotheker:innen ächzen und klagen und wollen mit ihrem Protest auch auf die Straße. Um zu demonstrieren, haben Tausende für einen Tag ihre Apotheken geschlossen. Auch der Ärzteverband Medi Baden-Württemberg schloss sich dem Protest an. Mit vor Ort waren verschiedene Presse-Teams, unter anderem vom SWR.
Tausende Apothekerinnen und Apotheker aus Bayern und Baden-Württemberg haben heute ihre Offizinen geschlossen. Bei einer zentralen Kundgebung in Stuttgart protestierten etwa 5000 von ihnen mit ihren Teams und mit einem Pfeifkonzert und Parolen gegen die Gesundheitspolitik des Bundes. Auf weißen Warnwesten forderten sie mit der Aufschrift „Apotheken stärken. Jetzt.“ Sie wollten damit ein weiteres Mal aufmerksam machen auf die ihrer Ansicht ausufernde Bürokratie, auf anhaltende Lieferengpässe und eine bereits lange andauernde Unterfinanzierung. Notdienst-Apotheken hatten nach Angaben der Landesapothekerverbände trotz des Protesttags geöffnet.
Mit 20 Bussen reisten Apothekerinnen und Apotheker aus Bayern nach Stuttgart. Ausgestattet mit Plakaten und Trillerpfeifen machte die Branche dort ihrem Ärger Luft. „Heute geschlossen: Wir streiken, weil Karl lügt“, hieß es unter anderem, „Mach deinen Job. Arbeiten statt Twittern, Herr Lauterbach“ und „Heute Apotheke light, morgen Apotheke weg“.
„Der wirtschaftliche Druck auf die Apotheken wird immer größer, und die Lage der Apotheken ist sehr angespannt“, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV), Dr. Hans-Peter Hubmann. „Der Rückgang der Apothekenzahl muss endlich gestoppt werden, um auch künftige Generationen sicher, schnell und kompetent mit Medikamenten zu versorgen.“
Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) unterstützt die Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker. Die Festzuschläge müssten erhöht werden. Ein entsprechender Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz liege vor, nun sei die Bundesregierung am Zug. „Anstatt die berechtigten Anliegen der Apothekerinnen und Apotheker aufzugreifen, gefährdet Bundesgesundheitsminister Lauterbach die bewährten Apothekerstrukturen in Deutschland“, sagte Gerlach.
Bereits am vergangenen Mittwoch hatten in Westdeutschland viele Apotheken geschlossen. Begonnen hatte der Protest-Monat am 5. November in Hannover mit einer zentralen Kundgebung für Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Kundgebung in Stuttgart wollen Apothekerinnen und Apotheker am 29. November auch in Dresden zusammenkommen, begleitet von Schließungen in Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.
Wegen des zum 1. Februar eingeführten Gesetzes müssen die Apotheken einen Abschlag an die gesetzlichen Krankenkassen abführen, dadurch seien die Honorare stark gesunken, erklärte der Landesapothekerverband Niedersachsen. „Das Bundesgesundheitsministerium hat – laut eigener Auskunft – offenbar keine Ahnung, was in den öffentlichen Apotheken nach den geltenden Tarifverträgen verdient wird“, teilte die Apothekengewerkschaft Adexa am Mittwoch mit.
APOTHEKE ADHOC Debatte