Wartezeiten

NAV: Termingarantie kostet 1,5 Milliarden Euro APOTHEKE ADHOC, 03.06.2014 10:11 Uhr

Diskussion um Wartezeiten: Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes, kritisiert BÄK-Präsident Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery. Foto: NAV Virchowbund
Berlin - 

Vor zu viel Bürokratie und hohen Kosten durch die Diskussion um Terminvergaben und Wartezeiten warnt der NAV-Virchow-Bund, der die niedergelassenen und ambulant tätigen Ärzte Deutschlands vertritt. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, habe ohne Not gefordert, dass Patienten eine Entschädigung erhalten sollten, wenn sie in der Praxis zu lange warten müssen, hieß es vom NAV-Virchow-Bund.

„Ohne jeden Grund zieht Herr Montgomery jetzt auch die Hausärzte in diese überflüssige Diskussion hinein. Neben der Terminvergabe für einen Facharztbesuch kommen jetzt die Wartezeiten beim Praxisarzt ins Spiel“, sagte Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes.

Wenn das Thema derart ausgeweitet werde, stelle das jede der über 100.000 Praxen verwaltungstechnisch auf den Kopf. „Will man Wartezeiten in Praxen völlig vermeiden, muss man reichlich unproduktive Puffer einbauen. Das kostet Geld. Für ein derartiges neues Terminverwaltungsmanagement wäre pro Praxis rund eine zusätzliche halbe Medizinische Fachangestellte erforderlich“, so Heinrich.

Dies würde Mehrkosten für die Praxisärzte von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich verursachen. Dazu käme die sinkende Produktivität. Außerdem drohten Honorarabschläge, wenn eine Praxis die Vier-Wochen-Frist nicht einhalten könne. Dabei werde jedoch nicht berücksichtigt, ob beispielsweise in einer Region zu wenig Neurologen praktizierten oder ob ein Facharzt viele Notfälle außerhalb des Terminkalenders behandele.

Heinrich forderte mehr Sachlichkeit in der Diskussion. „Zuerst sollten diejenigen, die wahllos Behauptungen über die angeblich vielerorts ungerechte Terminvergabepraxis der niedergelassenen Ärzte und zu lange Wartezeiten in Praxen aufstellen, eindeutige Belege für ihre Aussagen liefern“, sagte er. Nur so könnten in den Regionen und bei den Fachrichtungen, wo Patienten tatsächlich länger warten müssten, sachgerechte Lösungen erarbeitet werden.

Die BÄK betrachte nicht alle Versorgungsbereiche gleich, so Heinrich. „Diese einseitigen Sichtweisen des Bundesärztekammerpräsidenten wundern mich sehr. Es ist weder ein Wort zu den Wartezeiten von Kassenpatienten auf Operationen in den Krankenhäusern, Konsequenzen zu den von Patienten nicht wahrgenommenen OP-Terminen noch zu einer Termingarantie von vier Wochen in den Klinik-Ambulanzen und zu den Wartezeiten dort zu hören“, sagte er.