Expertenrunde

Streit um Alkohol-Werbeverbot dpa, 12.09.2008 17:07 Uhr

Berlin - 

Alkoholwerbung soll mit Hilfe eines umfassenden Aktionsprogramms eingeschränkt werden. Die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) berät Vorschläge für nationale Programme zur Tabak- und Alkoholprävention am kommenden Montag mit Vertretern von rund 30 Verbänden in Berlin, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte. Werbewirtschaft, Sportverbände, Brauer, aber auch Krankenkassen, kommunale Spitzenverbände und andere sollen ihre Positionen bei dem nichtöffentlichen Treffen darlegen. Bätzing will noch im Herbst abgestimmte Programme präsentieren.

Grundlage sind Empfehlungen des Drogen- und Suchtrats aus Verbänden, Bundes- und Landesministerien vom Juni. Die Experten sprachen sich unter anderem für die Senkung der Menge getrunkenen Alkohols von im Schnitt zehn auf acht Liter pro Kopf und Jahr aus und für eine Absenkung der Promillegrenze auf 0,2 statt 0,5 für Autofahrer. Der Rat schlug außerdem ein Verbot von Alkoholwerbung in Fernsehen und Kino vor 20 Uhr und von solcher Werbung in Verbindung mit Sportsendungen vor. Bätzing hatte eine schärfere Selbstkontrolle der Wirtschaft gefordert.

Kritik kam von der Brauwirtschaft. Die hessischen Brauereien etwa wandten sich gegen schärfere Regelungen mit dem Argument, Bier werde in Deutschland „maß- und verantwortungsvoll“ konsumiert. Nach Angaben des Fachverbandes für Sponsoring müssten Sport, Kultur und soziale Einrichtungen bei einem Werbeverbot für Alkohol auf 480 Millionen Euro im Jahr verzichten.

Nach dem jüngsten Drogen- und Suchtbericht raucht ein Drittel der Erwachsenen, 9,5 Millionen Menschen trinken riskant viel Alkohol, 1,3 Millionen sind abhängig. Jeder vierte Jugendliche trinkt mindestens einmal pro Monat bis zum Umfallen, 19.500 Kinder und Jugendliche wurden zuletzt innerhalb eines Jahres mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Achim Kolanoski, Vorsitzender der Deutschen BKK, forderte, die Alkoholindustrie sollte bei Jugendlichen, die volltrunken in der Notaufnahme landen, einen Teil der dreistelligen Krankenhauskosten übernehmen.