AOK-Arzt-Navigator

Streit um „Ärztepranger“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 15.06.2009 10:54 Uhr

Berlin - 

Ungeachtet von scharfen Ärzteprotesten haben sich weitere Krankenkassen offen für das AOK-Vorhaben gezeigt, Mediziner von ihren Patienten im Internet bewerten zu lassen. Es könne allerdings nicht darum gehen, dass die Patienten pauschal Ärger oder Zufriedenheit äußerten, sagte eine Sprecherin der Barmer Ersatzkasse dem Berliner Tagesspiegel. Auch die Techniker Krankenkasse hat Interesse angemeldet. Ärztevertreter kritisieren den AOK-Plan als unseriös und warnten vor einem Ärzte-TÜV und einem „digitalen Ärztepranger“.

Die AOK hatte am Freitag angekündigt, ihre 25 Millionen Versicherten zur Bewertung ihrer Ärzte im Internet aufrufen zu wollen. Das Portal „AOK-Arzt-Navigator“ sollen im Lauf des Jahres starten und zielen laut AOK auf Verbesserungen der Behandlungsqualität ab. Die Bewertungs-Kriterien würden mit Medizinern entwickelt, sagte AOK-Vize Jürgen Graalmann.

Der GKV-Spitzenverband wollte sich nicht konkret zum AOK-Modell äußern. „Wir begrüßen aber alles, was zu mehr Transparenz und besserer Versorgung führt“, sagte ein GKV-Sprecher dem Tagesspiegel.

Der Vorstandschef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Jürgen Fedderwitz, warnte dagegen in der Süddeutschen Zeitung, solche Bewertungsportale seien erfahrungsgemäß extrem missbrauchsanfällig. Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, kritisierte in der Berliner Zeitung: „Es ist unseriös, anonyme Fragebögen als Grundlage für Rankings zu nutzen.“

Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD), nahm das AOK-Vorhaben positiv auf. Wichtig sei aber, dass die Bewertung wissenschaftlich fundiert und seriös sei.