Streik: Verband will Apotheken schützen Nadine Tröbitscher, 29.09.2023 09:37 Uhr
Am Montag werden die Apotheken in Hessen schließen, der Apothekerverband (HAV) hat zum Protest aufgerufen. Die Landesapothekerkammer (LAK) trägt den Streik allerdings nicht mit und hat die Prüfung von Ordnungswidrigkeitsverfahren für den Fall angedroht, dass sich Kund:innen beschweren. Der Verband will sich nicht einschüchtern lassen und rät den Apotheken zu einem gelassenen Umgang mit der Drohung.
Der Brückentag ist Apothekenstreiktag in Sachsen und Hessen. In Frankfurt am Main ist eine zentrale Kundgebung vor der Alten Oper geplant. Angekündigt haben sich dafür nicht nur Apothekenteams aus Hessen, sondern auch aus anderen Bundesländern. Auch führende Landespolitiker wollen zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sprechen.
Der Protesttag war schon vor dem Bekanntwerden der Liberalisierungspläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ausgerufen worden, doch dessen Auftritt beim Deutschen Apothekertag (DAT) hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Während die Abda im November Proteste organisieren will, soll der Unmut in Hessen und Sachsen auf den Straßen deutlich werden.
Doch die LAK in Hessen will den Protesttag stoppen, denn sie hält den Streik für unzulässig und droht mit Ordnungswidrigkeitsverfahren. Der Verband versichert, im Falle eines solchen Vorgehens hinter seinen Mitgliedern zu stehen und verspricht Hilfe: Betroffene Apotheken sollen sich umgehend melden.
Außerdem verweist der Verband auf Sachsen. Auch hier hat der Apothekerverband zu einem Protesttag am 2. Oktober mit flächendeckenden Schließungen aufgerufen – und hier steht die Kammer hinter der Aktion.
Ein Ziel ist es, der Resolution zur Stabilisierung der Arzneimittelversorgung Nachdruck zu verleihen, die der DAT verabschiedet hat.
Hier der komplette Wortlaut:
Apotheken stärken! Jetzt!
Zur Stabilisierung der Arzneimittelversorgung
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat der Apothekerschaft seine Pläne zur Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf vorgestellt. Der Minister ist auf einem gefährlichen Irrweg. Die Apothekerinnen und Apotheker erteilen diesen zerstörerischen Plänen eine klare Absage.
Die Apothekerschaft wird nicht zulassen, dass die Arzneimittelversorgung ihrer Patientinnen und Patienten durch fehlgeleitete und nicht zu Ende gedachte Ideen zum Spielball des Ministers und dadurch dramatisch gefährdet wird.
Die Menschen brauchen keine Medikamenten-Abgabestellen ohne persönlichen Kontakt zur Apothekerin oder zum Apotheker. Sie brauchen keine Scheinapotheken ohne Rezepturen und Notdienste. Vielmehr brauchen sie ein gesundes, flächendeckendes Netz an Apotheken vor Ort. Dort stellen Apothekerinnen und Apotheker als niedrigschwellig zu erreichende und unabhängige Experten eine qualitativ hochwertige Arzneimittelberatung sicher.
Wir fordern statt einer Aushöhlung und eines Rückbaus des heilberuflich getragenen Apothekennetzes, das bestehende und funktionierende System der ambulanten Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort im Sinne einer resilienten und überall gleichwertigen Versorgung aller Menschen zu stabilisieren.