Großteil scheidet aus

Stiko-Neubesetzung: Frische Impulse und Interdisziplinarität APOTHEKE ADHOC/ dpa, 12.02.2024 17:00 Uhr aktualisiert am 13.02.2024 13:00 Uhr

Das ehrenamtliche Gremium, das beim Robert Koch-Institut angesiedelt ist, wird größtenteils neu besetzt. Foto: jaz_online/stock.adobe.com
Berlin - 

Insbesondere in der Corona-Pandemie sind die Ständige Impfkommission (Stiko) und ihr Vorsitzender Thomas Mertens einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Jetzt stehen personelle Änderungen bevor.

Die für die Impfempfehlungen in Deutschland verantwortliche Stiko wird personell in großen Teilen neu aufgestellt. „Die Stiko hat in der Pandemie große Leistungen erbracht“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Jetzt wird sie mit vielen neuen Mitgliedern aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen jünger und noch interdisziplinärer besetzt.“ Das neue Team werde durch wissenschaftliche wie praktische Spitzenkräfte ergänzt, so Lauterbach weiter. Er betont: „Auch in Zukunft werden die Impfkampagnen der Bundesregierung auf der Grundlage der Stiko-Empfehlungen beruhen. Die Unabhängigkeit der Stiko von politischer Einflussnahme hat sich bewährt und bleibt weiter bestehen.“

Neubesetzung und Erweiterung

Das Bundesgesundheitsministerium hat demnach im Benehmen mit den obersten Gesundheitsbehörden der Länder turnusmäßig die Mitglieder des ehrenamtlichen Gremiums neu berufen. Zu einer konstituierenden Sitzung kommt die künftig 19-köpfige Runde demnach am 12. und 13. März zusammen, dabei wählt sie auch einen neuen Vorsitzenden oder eine
neue Vorsitzende, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Erweitert wird sie nach Ministeriumsangaben um Fachleute aus den Bereichen Modellierung und Kommunikation. Vertreten sind daneben etwa Spezialistinnen und Spezialisten aus Virologie, Immunologie und Allgemeinmedizin sowie aus Gesundheitsämtern.

Ein großer Teil der bisherigen 17 Stiko-Mitglieder scheidet nun aus. Darunter ist auch der Virologe Thomas Mertens, seit 2017 Vorsitzender des Gremiums. Er hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Unter den Fachleuten, die in der Stiko bleiben, sind etwa der Virologe Klaus Überla (Universitätsklinikum Erlangen) und Jörg Meerpohl vom Cochrane Zentrum Deutschland.

Die Mitglieder der neu berufenen Stiko sind die folgenden:

  • Prof. Dr. Reinhard Berner, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
  • Prof. Dr. Stefan Flasche, London School of Hygiene & Tropical Medicine
  • Dr. Anja Kwetkat Abteilung für Geriatrie und Palliativ-Medizin, Klinikum Osnabrück
  • Dr. Berit Lange, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig
  • Stefan Brockmann Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
  • Prof. Dr. Constanze Rossmann, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • Dr. Christian Schönfeld, Reisemedizinische Beratung und Impfungen, Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • Prof. Dr. Birgitta Weltermann, Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn
  • Prof. Dr. Jörg Meerpohl, Cochrane Zentrum Deutschland, Freiburg
  • Dr. Julia Tabatabai, Gemeinschaftspraxis, Scheden (Niedersachsen)
  • Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Frauenarztpraxis, München
  • Prof. Dr. Alexander Dalpke, Zentrum für Infektiologie, Universitätsklinikum Heidelberg
  • Prof. Dr. Beate Müller, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Köln
  • Prof. Dr. Klaus Überla, Virologisches Institut Klinische und Molekulare Virologie, Universitätsklinikum Erlangen
  • Dr. Thomas Grünewald, Klinik für Infektions- und Tropenmedizin, Klinikum Chemnitz
  • Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Spezialambulanz für Impfungen, Reise- und Tropenmedizin Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien
  • Dipl.-Med. Gudrun Widders, Gesundheitsamt Berlin
  • Prof. Dr. Horst von Bernuth, Sektion Immunologie und Infektiologie Klinik für Pädiatrie m.S. Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • Prof. Dr. Andrea Kaifie-Pechmann, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Amtszeit jetzt auf neun Jahre begrenzt

Die größeren personellen Veränderungen waren schon länger angekündigt. Im Zuge dessen wurde auch die Berufungszeit auf maximal drei Perioden a drei Jahre begrenzt. Dies soll dazu beitragen, die Unabhängigkeit des Gremiums zu sichern, wie es vom Ministerium hieß.

Die Stiko gibt Empfehlungen zu Impfungen für die Bevölkerung in Deutschland ab. In der Corona-Krise gab es auch einige Kritik an der Arbeit des Gremiums, vorgehalten wurden den Fachleuten zum Beispiel teils langsame Entscheidungsprozesse.