Randnotiz

Steuermann und Fehlerteufel

, Uhr
Berlin -

Die Apotheker sind im Aufruhr. 25 Cent versetzen die Basis in Rage. Für die Tatenlosigkeit der ABDA bei Protestaktionen hagelt es zunehmend Kritik. Wo ist der Steuermann, fragten neulich die Protestpharmazeuten. Gut, dass es die Mitgliedsorganisationen gibt: Sie bemühen sich um Kreativität oder wollen mit Abfragen zumindest um die Protesthaltung ihrer Mitglieder wissen. Auch Heinz-Günter Wolf, Chef des niedersächsischen Apothekerverbandes und ABDA-Präsident, hat sich nun aufs offene Meer getraut – und ruderte gleich wieder zurück.

 

Bei der ohnehin späten Streikabfrage des Verbands hatte sich offenbar ein Fehler eingeschlichen. Während im ersten Schreiben den Mitgliedern noch radikal die „Schließung aller Apotheken an einem Ort“ als Auswahlmöglichkeit angeboten wurde, kam kurz darauf Version 2 – und die krawallige Antwort war verschwunden. Eine Erklärung, warum der Rotstift gezückt wurde, gab es nicht.

Ob sich Wolf zu früh zu weit aus dem Fenster gelehnt hat? Der ABDA-Präsident hat sich in der Honorardebatte bislang eher zurückhaltend gezeigt. Abwarten und den Dialog suchen, war seine Devise. An diese hat er sich, Postkarten ausgenommen, bislang auch gehalten.

Aus der Kammer hatte es von Kollegin Magdalene Linz eigentlich auch geheißen, ein Streik wäre kontraproduktiv. Und nun propagiert der Verbandschef unter den 1800 Mitgliederapotheken den Aufstand?

 

 

Dabei war die Antwort in dem Fragebogen nicht einmal sehr provokativ: Es wurde vorgeschlagen, die Apotheken am Mittwochnachmittag zu schließen. Zu dieser Zeit dürften in Niedersachsen ohnehin viele Landapotheker bereits im Feierabend sein.

Vielleicht wollte Wolf mit diesem Vorstoß auch zeigen, dass noch immer der Aufrührer und Protestler von 2006 in ihm steckt. Vor acht Jahren hatte er sich während einer Kundgebung in Hamburg noch vor die Apotheker gestellt. Auf der Bühne machte er lautstark und gestenreich deutlich, dass der Berufsstand nicht alles mit sich machen lässt.

Vielleicht lag es auch am Zeitmangel. In all der Hektik und dem Basistumult könnte dem Verbandschef die riskante Aussage durchgegangen sein. Immerhin streiken am Mittwoch Apotheker in drei Bundesländern. In diesem Monat soll die Honoraranpassung verabschiedet werden. Die Uhr tickt, dass weiß auch Wolf.

 

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