Nicht nur Politiker, sondern auch Ministeriale und Verwaltungsbeamte sind oft erstaunlich stark auf ihr Image bedacht. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung des „Stern“ über den Hamburger Zytoapotheker Günter Zeifang ging es in den Amtsstuben der Hansestadt jedenfalls offenbar vor allem darum, Schaden von sich selbst fernzuhalten. Dies berichtet das Magazin in seiner neuen Ausgabe.
Während Zeifang erst wenige Tage vor der Veröffentlichung von den Recherchen erfuhr und quasi über Nacht antworten sollte, wussten die Gesundheitsbehörden offenbar bereits früher Bescheid. Am 9. November mailte laut aktuellem Bericht ein Sozialdemokrat an seinen Parteifreund Christoph Krupp, der als Staatsrat Chef der Senatskanzlei ist.
Er habe aus vertrauenswürdiger Quelle Wind bekommen, dass der Stern „eine lang recherchierte Geschichte zu unseriösen/strafbewährten Krebsbehandlungen in Hamburg im Köcher habe, bei der Gesundheit und Justiz nicht gut aussehen werden“. „Ihr müsst gewappnet sein und möglichst noch vor Veröffentlichung (voraussichtlich 19.11.) Maßnahmen ergreifen.“
Krupp bat seinen Informanten laut Bericht darum, Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) direkt zu informieren – was demnach telefonisch auch geschah. Die Ressortchefin sei sehr dankbar gewesen; ihr zuständiger Abteilungsleiter habe versucht, weitere Hintergründe in Erfahrung zu bringen, schreibt der Stern.
Obwohl mehr als eine Woche Zeit blieb, geschah nichts. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Stern-Artikels am 18. November fragte die Behörde in Zeifangs Herstellbetrieb C&C Compound & Care Pharma nach einer Stellungnahme. Erst als der Stern einen Fragenkatalog schickte, sollen zwei Prüfer vor Ort Einsicht in Firmenunterlagen genommen haben.
Später bestätigte ein Sprecher der Behörde, dass im Juli 2014 nach dem Ausfall der Klimaanlage die Temperaturen im Herstellbetrieb die zulässige Raumtemperatur überschritten hätten. Die Produktion sei dann aber gestoppt und in eine andere Apotheke verlagert worden. Die Autoren glauben diese Aussagen nicht – schon weil andere Apotheken gar nicht solche Kapazitäten hätten.
Laut Bericht haben mittlerweile mehrere Patienten Strafanzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft ermittelt. C&C soll Rezepturen auch ohne Haltbarkeitsdatum an Arztpraxen geliefert haben. Gegen den ursprünglichen Beitrag, in dem über vermeintliche Qualitätsmängel, Abrechnungsbetrug und Strohmannverhältnisse berichtet wurde, soll Zeifang mittlerweile juristisch vorgehen.
In einer Stellungnahme weist er „die Spekulationen des Stern zu den Produktionsbedingungen (vermeintliche Schädigung durch Fehltemperaturen) und Produktqualitäten (vermeintlich fehlende Verfallsdaten)“ als „völlig haltlos und geradezu abwegig“ zurück.
Das Unternehmen stelle Medikamente für qualifizierte Ärzte her, die die Daten zur Herstellung, Applikation und Haltbarkeit fachlich bewerten könnten. „In keinem Fall wurde hier so ausgeliefert, dass das Verfallsdatum in Zweifel stand.“ Alle Produktionsvorgänge im Unternehmen seien lückenlos und jederzeit abrufbar dokumentiert und den Behörden jederzeit zugänglich gewesen. Ernsthaft erkrankte Patienten würden aus Sensationsgier verunsichert.
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