Korruption

Stern: Gröhes Kniefall vor den Apothekern

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Berlin -

„Gröhes Kniefall vor den Apothekern“: Der „Stern“ hat kein Verständnis dafür, dass Zyto-Ausschreibungen wieder verboten werden sollen. Krebsmedikamente seien ein Bereich, in dem sich hohe Margen erzielen ließen – und in dem „viel Geld fließt und kräftig geschmiert wird“. Verabschieden die Bundestagsabgeordneten das Gesetz, „begehen sie einen Sündenfall“, so der Stern: „Sie wagen mehr Korruption.“

„Die Apotheker haben einen großen Lobbyerfolg erzielt“, wird Professor Dr. Ulrich Schwabe, Pharmakologe aus Heidelberg und Herausgeber des Arzneiverordnungsreports, zitiert. Die Argumente gegen Zyto-Verträge seien Nebelkerzen: „Ich halte diese Argumente gegen die Ausschreibung von Krebsmedikamenten für vorgeschoben.“ Generika könnten die Kassen schließlich ebenfalls ausschreiben, ohne dass es Probleme gegeben hätte.

Ähnlich urteilt Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chefarzt Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Helios-Standort Buch und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Eine freie Wahl der Apotheke für Krebspatienten nie gegeben, weil ohnehin nur 1 bis 2 Prozent der Apotheken diese Mittel überhaupt anbieten könnten.

Für ihn werden mit dem Vorhaben „spezielle Interessen bedient, die fragwürdig sind“. Ludwig: „Die Preise für Krebsmedikamente sind deutlich überhöht, da lassen sich möglicherweise noch mehrere hundert Millionen Euro im Jahr einsparen.“ Er erhalte im Rahmen der ambulanten Behandlung die Krebsmedikamente für AOK-Patienten ebenfalls über eine Ausschreibung. Probleme bei der zeitgerechten Lieferung habe es bisher nicht gegeben.

Laut Stern blickt Ludwig skeptisch in die Zukunft: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern hat in der Vergangenheit in diesem Sektor das Tor geöffnet für unsaubere Praktiken. Da sollte man den Rückfall in alte Zeiten verhindern.“

Der Autor des Beitrags rechnet vor, dass Apotheker Margen von 50 Prozent und mehr hätten. „An den lukrativen Geschäften verdienen auch die Ärzte. Sie legen weitgehend fest, welche Apotheker die Mittel liefern sollen“, heißt es in dem Beitrag.

Die Ausschreibungen seien ein Versuch, „diesen Sumpf trocken zu legen“. „Der Markt sollte transparenter, die Geldflüsse eingedämmt und der Wettbewerb fairer werden.“ Doch nun drehe Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das Rad zurück, weil er im nahenden Wahlkampf „den Zorn der Apotheker“ fürchte. „Ärzte, Apotheker und Hersteller können weiter mauscheln.“

Obwohl sich mindestens 650 Millionen Euro einsparen ließen, gingen die Versicherten leer aus. „Dank eines Kniefalls von Hermann Gröhe vor den Apothekern.“

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