Obwohl die Politik Zyto-Ausschreibungen abschaffen will, machen einige Kassen noch Nägel mit Köpfen. Barmer, TK und KKH wollten bereits im Februar ihre exklusiven Zyto-Verträge bundesweit an den Start bringen. Nun ist ein Termin für Ende März angepeilt. Heute verschickte die Vergabestelle die Vorabinformationen – während parallel wird im Bundestag über das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) abgestimmt wird.
Die größten Ersatzkassen hatten sich zur größten bundesweiten Zyto-Ausschreibung zusammengetan. Sie repräsentieren laut Barmer-Chef Dr. Christoph Straub 21 Prozent der Nachfrage in diesem Markt – die Verträge sollen ein Volumen von rund 620 Millionen Euro haben. Dazu wurde das Bundesgebiet in 246 Losgebiete aufgeteilt. Die liefernde Apotheke muss sich in diesem Gebiet befinden, die Fahrtzeit soll maximal 90 Minuten betragen. Die Anzahl der Lose soll auf maximal vier begrenzt sein.
Heute informierte die Barmer die Apotheken, die sich beworben hatten, über die geplanten Zuschläge. Noch zeichnet sich kein Bild ab, dem Vernehmen nach haben neben GHD als Unterauftragnehmer mehrere Apotheken von Omnicare abgeräumt. Der Zytoverbund um Oliver Tamimi war schon 2011 beim ersten Versuch der Kasse in Nordrhein-Westfalen an Bord – die Apotheken hatten der Kasse nach wenigen Monaten gekündigt.
In Berlin haben unter anderem die Waage-Apotheke von Nayef Tamimi und die Oskar-Ziethen-Apotheke von Dr. Sabine Riederer Zuschläge geholt. Praxen im Südosten Brandenburgs beliefert die Linden-Apotheke in Fürstenwalde von Jan Thesenvitz.
Sofern keine Nachprüfungsverfahren eingeleitet werden, will die Barmer am 20. März die Zuschläge formal erteilen. Die Verträge sollen dann am 1. Mai starten. Damit bleiben den Ersatzkassen maximal drei Monate: Für bestehende Zyto-Ausschreibungen ist im AMVSG eine entsprechende Übergangsklausel vorgesehen. Je nachdem, wie schnell das Gesetz veröffentlicht wird, wird dieser Zeitraum ausgereizt.
Eigentlich sollten die Verträge bereits im Februar in Kraft treten. „Aufgrund nicht vorhersehbarer Mehraufwände nimmt die Auswertung der Angebote mehr Zeit in Anspruch, als ursprünglich geplant“, hieß es in einem Schreiben der Barmer, mit dem die Bieter um Zustimmung zur Verlängerung der Bindungsfrist bis 13. April gebeten wurden.
Zuletzt hatte die AOK Plus Ende Februar ein Open-house-Verfahren gestartet, dem alle Apotheken in Sachsen und Thüringen ohne regionale Lieferbeschränkung beitreten können. Der Start ist für den 17. März geplant, die Laufzeit beträgt zwei Jahre. Die Kasse behält sich eine Kündigung vor, sobald Exklusivverträge in Kraft treten oder die Hilfstaxe geändert wird. Das Verbot von Ausschreibungen tangiert nach Ansicht der Kasse die eigenen Verträge nicht.
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