AOK: Zyto-Partner unter sich Patrick Hollstein, 04.10.2013 12:51 Uhr
Als vor zwei Jahren in Berlin die zweite Zyto-Ausschreibung unter Dach
und Fach war, griff die AOK in die kommunikative Trickkiste. Zwar hatte –
indirekt über die jeweiligen Vertragsapotheken – wieder ein einziger
Herstellbetrieb fast alle Gebietslose abgeräumt. Doch zumindest versucht
hatte es laut Kasse eine ganze Reihe von Apotheken – insofern sei eine
Oligopolisierung nicht zu beobachten, so die kühne These damals. Auch diese
Zeiten sind jetzt vorbei, doch die AOK bleibt bei ihrer Auslegung.
An der ersten Ausschreibungsrunde hatten sich im Durchschnitt neun Apotheken pro Gebietslos beteiligt – darunter jene Apotheken aus der Hauptstadt, die in den Jahren zuvor in eigene Werkbänke investiert oder sogar schon einen eigenen Herstellbetrieb ausgegründet hatten. Die Pharmazeuten liefen damals Sturm und versuchten zum Teil, die Ausschreibung per Gerichtsverfahren zu stoppen.
Am Ende gewann die Bietergemeinschaft Schlehen-Apotheke/Apotheke am Diakonissenhaus aus Leipzig sieben Lose. Vier weitere Lose entfielen auf die Pelikan-Apotheke, die ihre Rezepturen ebenfalls bei der heutigen GHD-Tochter Oncosachs in Sachsen bestellte. Nachdem die Kasse auch noch der Leonoren-Apotheke am ersten Tag kündigte, blieb mit der Apotheke Helle Mitte nur noch ein einziger Anbieter mit Werkbänken in Berlin übrig.
Die zweite Runde ging fast komplett an die Apotheken rund um Zytoservice Berlin. Mit der Wedding-Apotheke, der Viereck-Apotheke und der Pelikan-Apotheke kamen nur drei Apotheken zum Zuge, die nicht mit dem Herstellbetrieb zusammenarbeiteten.
Immerhin: Im Durchschnitt hatten Ende 2011 immer noch acht Interessenten Gebote eingereicht. Die AOK schlussfolgerte, dass es keine Tendenz zur Oligopolisierung des Marktes durch Ausschreibungen gebe: „Im Gegenteil: Die Vielzahl der eingegangenen Angebote von kleineren und größeren Apotheken mit und ohne Beteiligung von Rezepturherstellungsbetrieben zeigt ein sehr dynamisches Marktgeschehen.“
In diesem Jahr liegt der Durchschnitt bei sechs Geboten pro Gebietslos – also gut ein Drittel weniger als zuvor. Erkundigt man sich nach der Resonanz der Berliner Pharmazeuten, winken die meisten ab: Die Ausschreibung sei für einzelne Apotheker längst nicht mehr interessant, heißt es.
Der Chef eines Herstellbetriebs erklärt kopfschüttelnd, er sei mit seinem Gebot an die kalkulatorische Grenze gegangen – ohne Erfolg. Außer der Pelikan-Apotheke ist jenseits von Zytoservice Berlin kein anderer Lieferant mehr an Bord.
Die AOK Nordost ist nach eigenen Angaben mit dem Ergebnis der Ausschreibung sehr zufrieden: Vor dem Hintergrund des erfolgreichen Ablaufs des zweiten Verfahrens sei die Kontinuität auf der Seite der Vertragspartner sehr zu begrüßen.
„Die immer wieder behauptete Tendenz zur Oligopolisierung des Marktes durch Ausschreibungen ist auch in der dritten Runde nicht sichtbar geworden. Im Gegenteil: Die eingegangenen Angebote von kleineren und größeren Apotheken mit und ohne Beteiligung von Rezepturherstellungsbetrieben zeigt ein sehr dynamisches Marktgeschehen“, heißt es im identischen Wortlaut wie vor zwei Jahren.
Der Gefahr einer Oligopolisierung habe man durch die Loseinteilung und -limitierung entgegen gewirkt: Eine Apotheke könne nicht mehr als vier Zuschläge erhalten und damit maximal ein Drittel der 14 Lose beliefern, so die AOK.