SPD

Steinbrück wütet im Apothekergarten

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Berlin -

Die Position der SPD zum Apothekenmarkt ist derzeit mehr als unklar: Nachdem die Sozialdemokraten auf ihrem Parteitag einen Leitantrag zur Liberalisierung des Arzneimittelvertriebs durchgewinkt hatten, ging

Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach beim Deutschen

Apothekertag in der vergangenen Woche auf Kuschelkurs mit den Apothekern.

Sollte Peer Steinbrück im kommenden Jahr Bundeskanzler werden, könnten

für die Apotheker allerdings neue Zeiten anbrechen: In einem Brief an

die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz spricht sich der ehemalige

Bundesfinanzminister für mehr Wettbewerb im Markt aus, kritisiert die

Rx-Preisbindung und befürwortet den Versandhandel.

Anlass für den Briefverkehr war eine Rede Steinbrücks auf dem Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Rheinland-Pfalz im Februar. Angesprochen auf die wirtschaftliche Situation der Apotheken und auf die Bürokratisierung vieler Berufszweige, sagte der SPD-Kanzlerkandidat: „Bei mir in Bad Godesberg sind im Radius von 300 Metern sechs Apotheken. Können Sie mir das erklären?“ Offenbar missfällt Steinbrück die Ansammlung von Apotheken in seinem Heimatort: „Können wir da mal ein bisschen Marktwirtschaft einziehen lassen?“

Die Kammer in Mainz hatte zu diesen Äußerungen Nachfragen und schrieb Steinbrück einen Brief. Die Apotheker merkten an, dass in jeder Apotheke wichtige Arbeitsplätze gesichert würden. Gerade den Sozialdemokraten müsse der Erhalt von Arbeitsplätzen am Herzen liegen, so das Argument. Die Kammer wies zudem auf die Konkurrenz durch den Versandhandel hin, der auf Ulla Schmidt (SPD) zurückgehe.

In seinem Antwortschreiben rechtfertigte Steinbrück seine Meinung – und legte sogar nach: Aus seiner Sicht sei die Rede als ein „Florettangriff“ zu verstehen gewesen, nicht als ein „Vorschlaghammer“. Allerdings: „Ich bin ganz bewusst in Ihr Beet der Befindlichkeiten getreten, denn ihre Argumente – die seit Jahren immer wieder vorgebracht werden – überzeugen mich schlicht nicht.“



Die Warnung der Kammer vor der Schließung kleinerer, nicht wettbewerbsfähiger Apotheken bezeichnet Steinbrück als „befremdlich“: „Dieses Argument wird der Dimension der Problematik nicht ganz gerecht.“

Steinbrück kritisiert zudem die Rx-Preisbindung: Es gebe zwar Wettbewerb zwischen Apotheken. „Er kann aber bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht über den Preis ausgetragen werden.“ Für den Umsatz seien daher ausschließlich Standort und das „Volumen von zusätzlichen Angeboten“ entscheidend.

Auch eine Bedrohung durch den Versandhandel sieht der SPD-Politiker nicht: „Der Versandhandel hat die Präsenzapotheke nicht verdrängt. Im Gegenteil: Seit Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln ist die Zahl der Apotheken sogar gestiegen!“ Steinbrück fügt hinzu: „Er kommt insbesondere dem Anliegen von chronisch Kranken, immobilen Patienten, älteren Bürgern, Berufstätigen oder Kunden mit größeren Entfernungen zur nächsten Apotheke entgegen.“

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