ADKA-Umfrage

Stationsapotheker: Wie läuft's auf der Intensivstation?

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Berlin -

Der Bundesverband der Deutschen Krankenhausapotheker (ADKA) will sich künftig verstärkt für einen Ausbau von Stationsapothekern an deutschen Kliniken einsetzen. Um argumentative Munition zu sammeln, soll eine Befragung den Grad der Stationstätigkeit von Apothekern in Deutschland erfassen – und den Bedarf seitens der ärztlichen Leiter verdeutlichen.

Dabei solle festgestellt werden, inwiefern in Deutschland Apotheker Bestandteil des interprofessionellen Teams der Intensivstation sind und welche Aufgaben sie übernehmen. Gibt es noch keine Apotheker im Team, soll von den ärztlichen Leitern der Intensivstationen erfragt werden, in welchen Bereichen sie sich eine Unterstützung durch Stationsapotheker wünschen würden, erklärt Heike Hilgarth, Apothekerin und Arzneimittelexpertin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in einem Interview mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Hilgarth führt die Befragung für ADKA und DIVI durch.

Laut DIVI handelt es sich um die erste Erhebung dieser Art. „Wir benötigen insgesamt mehr Daten über die Arbeit von Apothekern auf Intensivstationen“, so Hilgarth. „Die Klinische Pharmazie hat sich in Deutschland erst in den vergangenen 15 Jahren deutlich weiterentwickelt. Das Studium legt heute einen größeren Fokus auf die Klinische Pharmazie und vermittelt so wichtige Inhalte für die Arbeit auf der Station.“ Diese Entwicklung wolle sie mit den Daten aus der Erhebung unterstützen.

Denn der Einsatz von Krankenhausapothekern habe insbesondere auf Intensivstationen einen starken positiven Einfluss auf die Patientensicherheit. Denn die Patienten dort erhalten nicht nur besonders viele Medikamente, sondern leiden besonders häufig an Organinsuffizienzen. Apotheker können demnach besonders dort durch Bereitstellung von Informationen und Vermeidung unerwünschter Ereignisse nachweislich zum Behandlungserfolg beitragen.

Denn ihr Einsatz führe zu weniger Nebenwirkungen, weniger Medikamenteninteraktionen sowie einer Anpassung der richtigen Dosierung an eventuell vorhandene Organinsuffizienz. Außerdem sind Hilgarth und ihre Kollegen bei der Medikationsanamnese der Patienten von Bedeutung, beraten die Ärzte bei der Therapieentscheidung und sind für die Pflege da hinsichtlich der Applikation der Medikamente und für die Arzneimittelinformation zuständig. „Insgesamt stellt das eine Optimierung der Therapie für den Patienten dar“, so Hilgarth. „Unsere Leistungen sind also ein Gewinn für alle Seiten: Patient, Arzt und Pflege.“

Dabei herrsche in Deutschland allerdings noch großer Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Ländern: So gebe es hierzulande im Schnitt nur 0,4 Apotheker auf 100 Krankenhausbetten. In Großbritannien hingegen seien es 4,5. Allerdings scheitere der Ausbau des Systems auch an der oft komplizierten Finanzierung zusätzlicher Stellen. Auch aus dem Bundesrat kamen bereits Forderungen nach einer bundesweiten Erhöhung der Zahl von Stationsapothekern.

Als positives Beispiel hebt Hilgarth dabei Niedersachsen hervor: Das vergangenen Herbst verabschiedete Krankenhausgesetz, das die verpflichtende Einführung von Stationsapothekern vorsieht, sei ein wichtiger Schritt. Die Landesregierung zog damit Konsequenzen aus der Mordserie durch Ex-Pfleger Niels Högel. Es verpflichtet alle Kliniken, bis 2022 Stationsapotheker und Arzneimittelkommissionen zu ernennen, die die Ausgabe von Medikamenten überwachen. Außerdem verpflichtet es leitende Ärzte und Pfleger zu Mortalitätskonferenzen, bei denen Todesfälle und Komplikationen in Kliniken genau untersucht werden. Ein anonymes Meldesystem soll dem Personal die Möglichkeit geben, auf Missstände oder kriminelles Verhalten aufmerksam zu machen.

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