Generikapreise

Statin: 17 Cent – Kaffee: 5 Euro

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Berlin -

Zahlen, Daten, Fakten: Pro Generika hat beim Frühjahrstreffen die Zahlen zum Generikamarkt 2017 vorgestellt. Anschließend standen beim Podiumstalk in Berlin Qualität, Verfügbarkeit und Fälschungsschutz zur Diskussion.

Generische Arzneimittel hatten im vergangenen Jahr einen Versorgungsanteil von 78 Prozent. Damit sichern sie den Großteil der Arzneimittelversorgung – aber verursachen nur etwa 9 Prozent der Ausgaben: zwei von insgesamt 22 Milliarden Euro. Kassen zahlten 2017 pro Tagestherapiedosis (DDD) im Durchschnitt nur 16 Cent auf Basis der Herstellerabgabepreise (ApU) – für patentgeschützte Arzneimittel mussten sie 4,82 Euro aufbringen. Nach Abzug aller Rabatte kostet ein Generikum sogar nur 6 Cent pro DDD. Während sich die Durchschnittspreise für Originalpräparate in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht haben, sind sie bei den Generika damit um fast zwei Drittel gesunken.

Infolge von Rabattverträgen und Generikaabschlägen steige der Preisdruck, Kassen erhielten etwa vier Milliarden Euro aus Rabattverträgen – 3,4 Milliarden Euro stammen aus Ausschreibungen für Generika. Für Borg Bretthauer, Geschäftsführer Pro Generika, ist diese Stellschraube überdreht und ein Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik notwendig. Die Versorgungssicherheit müsse gegenüber weiter sinkenden Preisen Vorrang haben.

Auch wenn kostensparende Instrumente vorgenommen würden, müsse der Fokus auf der Versorgungssicherheit liegen. Lieferengpässen müsse entgegengewirkt werden. Ein mögliches Instrument sei die Abschaffung der Exklusivverträge und die Versorgung durch Mehrpartnermodelle. „Rabattverträge, die nur mit einem einzigen Unternehmen geschlossen werden, haben sich im Falle von Lieferengpässen bereits zu oft als Brandbeschleuniger erwiesen“, so Pro Generika.

Für Kordula Schulz-Asche (Grüne) haben Engpässe unterschiedliche Gründe. Michael Hennrich von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion schließt Rabattverträge als Ursache aus. Eine verbindliche Meldepflicht hält Schulz-Asche für sinnvoll. Dem stimmt auch Martina Stamm-Fibich von der SPD zu. Engpässe müssen gemeldet werden, dabei gehe es nicht um Schuldzuweisungen. Würden über einen Zeitraum von einem Jahr alle Engpässe gemeldet, wisse man was Fakt ist. „Dann kann man handeln“, so Stamm-Fibich.

„Engpässe sind unverkennbar“, so Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika. Politisch herrsche eine Zeit der Ruhe, die Kassen hätten ein komfortables Finanzpolster, daher sie es nun Zeit zu handeln, denn die Selbstheilungskräfte reichten nicht. „Ein Verbot der Exklusivverträge ist ein Quantensprung zu mehr Versorgungssicherheit“, so Späth. 2017 wurden 49 Prozent der Zuschläge exklusiv vergeben, 3 Prozent im Zweipartnermodell und etwa 17 Prozent an drei Partner. Damit ist die Zahl der Vereinbarungen mit einem Lieferanten von 43 Prozent im Jahr 2016 wieder gestiegen. Zum Vergleich: 2013 waren etwa 53 Prozent exklusiv und etwa 37 Prozent im 3-Partner-Modell vergeben.

Der Kostendruck für Generikahersteller sei immens. 33,5 Milliarden DDD entfallen laut Späth auf Nachahmerpräparate. „Generika sind keine Arzneimittel zweiter Klasse.“ Es gelten die gleichen Standards wie für Erstanbieterpräparate. Allein für die Zulassung eines Arzneimittels müssten 287.000 Euro gezahlt werden – pro Arzneimittel und Stärke. „Die Zulassung ist der größte Kostenpunkt bei generischen Arzneimitteln. Da haben sie noch nicht mal produziert.“ Steigenden DDD stünden schrumpfende Einnahmen gegenüber.

„Das deutsche Gesundheitssystem ist nicht das Beste, aber es zählt zu den Besten“, räumte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe Universität Frankfurt, ein. Die Gesellschaft erwarte „Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qualität“. Zudem sollten Arzneimittel „leistbar und verfügbar sein“. Doch Patienten müssen immer mehr Kosten schultern. Die Zahl der zuzahlungsbefreiten Arzneimittel hat sich von 2011 bis 2017 beinahe halbiert.

Um die Qualität sorgt sich Schubert-Zsilavecz nicht. „Die Qualität generischer Arzneimittel ist in Deutschland hervorragend.“ Dies sei jedoch nicht selbstverständlich, denn die Hersteller seien in höchstem Maße gefordert. Für den Preisirrsinn hat der Professor ein Beispiel: Auf Statine entfallen zwei Milliarden DDD. Die Kosten für die lebensrettende Therapie belaufen sich auf 17 Cent brutto. Zum Vergleich: Ein Kaffee im Dachgarten des Bundestages kostet etwa fünf Euro.

Wie soll bei diesen geringen Preisen noch die Umsetzung der Fälschungsrichtlinie gestemmt werden? Die Umstellung kostet laut Späth etwa 300.000 Euro pro Produktionslinie, umgerechnet auf eine Packung sind das fünf Cent. Späth befürchtet Effizienzverluste von bis zu 5 Prozent. Schubert-Zsilavecz stellte klar: „Fälschungsschutz ist nicht für lau zu haben.“

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