Standesvertretung

MVDA: Strategische Fehler der ABDA

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Berlin -

Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) hat die Strategie der ABDA in Sachen Kassenabschlag kritisiert. MVDA-Präsident Wolfgang Simons und sein Vize Ulrich Ströh befürchten, dass die Apotheker mit der gesetzlichen Festschreibung eine „Korrektivfunktion der Selbstverwaltung“ verlieren. Dass wiederum das Problem der Null-Retaxationen direkt zwischen Apothekern und Kassen statt vom Gesetzgeber gelöst werden soll, hält der MVDA ebenfalls für gefährlich.

Nach mehreren Schiedsverfahren und zähen Verhandlungen zuletzt zum Kassenabschlag 2015 hatten sich ABDA und GKV-Spitzenverband darauf verständigt, den Gesetzgeber gemeinsam um eine Festschreibung zu bitten. Dieser Bitte will die Regierung jetzt mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) nachkommen. Im Referentenentwurf ist ein Kassenabschlag von 1,77 Euro vorgesehen.

Der MVDA hatte schon im Vorfeld kritisch geäußert, dass eine Festschreibung des Abschlages kurzfristig verlockend klinge, aber langfristig zum Problem werden könne. Tatsächlich haben es die Apotheker mit Forderung nach einer regelmäßigen Überprüfung ihres Fixhonorars nicht in den Entwurf geschafft. Der MVDA fürchtet, dass die Apotheker sich damit der Möglichkeit beraubt haben, auf ihre Vergütung Einfluss zu nehmen.

Beim Thema Null-Retaxationen habe der Gesetzgeber dagegen den Ball zurück ins eigene Feld der Apotheker gespielt: Das soll künftig innerhalb der Selbstverwaltung verhandelt werden. „Dies ist bemerkenswert. Was beim Apothekenabschlag nicht funktioniert, soll bei dem – von den Krankenkassen ausgelösten – Null-Retaxierungsproblem funktionieren“, so Simons und Ströh in ihrem Präsidentenbrief. Galanter hätte sich der Gesetzgeber der ihm unliebsamen Aufgabe nicht entledigen können, so die MVDA-Spitze.

Auch die auf dem Deutschen Apothekertag ausgelöste Debatte über die Importförderung sieht der MVDA kritisch. Eine Abschaffung der Importquote setze einen Spareffekt von 300 Millionen Euro für die Kassen aufs Spiel. Das könne den Apotheken noch „auf die Füße fallen“, so der MVDA.

Unzufrieden ist der MVDA insgesamt mit der Arbeit der ABDA-Spitze. Beim DAT sei es den Verantwortlichen zuvorderst darum gegangen, „geräuschlos über die Runden zu kommen und dabei Geschlossenheit und Stärke nach innen zu demonstrieren“. Die Basis dürfe und müsse aber von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und seinen Führungskollegen aus Bund und Ländern mehr erwarten. In der Außendarstellung werden aus Sicht der MVDA-Spitze „strategische Fehlentscheidungen gefällt und handwerkliche Fehler gemacht“.

Der MVDA würde seine Anliegen lieber direkt mit der ABDA besprechen. Wie andere Splitterverbände sucht der Marketingverein die Nähe zur Standesvertretung, um die Anliegen der Mitglieder unmittelbar vortragen zu können. Die ABDA hat solche Vorstöße aber mit ihrer neuen Satzung abgeschmettert: Aus jedem Kammerbezirk kann demnach immer nur ein Apothekerverband Mitglied der ABDA sein.

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