Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, steht vor dem Aus. Eine Mehrheit der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) hat am Wochenende in einem Schreiben seinen Rücktritt gefordert. Sollte Gassen dem nicht Folge leisten, könnten ihn die KBV-Vertreter auf ihrer Versammlung am kommenden Montag in Frankfurt abwählen.
Die zehn KVen werfen Gassen vor, sein Amt mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Spitzenverbandes der Fachärzte (SpiFa) vermischt zu haben. Hintergrund ist, dass der SpiFa mit dem Aufbau einer ärztlichen Abrechnungsstelle begonnen hat und damit aus Sicht der KVen eine Konkurrenz zu ihnen schafft. Gassen war bis vor wenigen Tagen zugleich Vorsitzender des SpiFa.
Mehrere KV-Vorstände forderten daher in einer Erklärung am Freitag nach einem Vor-Treffen in Frankfurt eine vollständige Aufklärung des Sachverhalts von Gassen. Zudem sehen sie einen irreparablen Vertrauensverlust und verlangen „personelle Konsequenzen an der KBV-Spitze“.
Der Gesundheitspolitische Informationsdienst (gid) zitierte aus dem Schreiben der zehn KV-Vorstände vom vergangenen Mittwoch, in dem sie unter anderem darüber Aufklärung verlangen, ob „Gassen seine Position in der KBV genutzt“ habe, „um das Abrechnungsgeschäft der SpiFa zu befördern und damit eine direkte Abrechnungskonkurrenz zu den KVen zu schaffen“.
Der Brief wurde von den Vorständen der KVen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein, Saarland, Sachsen-Anhalt, Westfalen-Lippe unterzeichnet.
Die KBV gibt sich bedeckt: „Das Thema wird nächste Woche in der Vertreterversammlung der KBV im Rahmen einer geschlossenen Sitzung diskutiert werden“, heißt es. „Dann wird Dr. Gassen zu den in der Pressemitteilung vom Wochenende geäußerten Vorwürfen Stellung beziehen.“
Der Abrechnungsstreit zwischen Gassen und den KVen schwelt schon länger. Ende April musste der Fachärzte-Vertreter die Wogen auf einer außerordentlichen Versammlung glätten, nachdem er sich im Alleingang für eine Neuregelung der ambulanten spezialärztlichen Versorgung (ASV) ausgesprochen hatte. Die Hausärzte fürchten eine Abwanderung ihrer Patienten, wenn Fachärzte bei der ASV mitspielen können.
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