Stadtgespräch

Fischbach: Apotheker rettete meinen Mann

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Berlin -

Ein klares Bekenntnis für ein Versandhandelsverbot mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln und für die örtliche Apotheke gab es jetzt in Gelsenkirchen. Der dortige Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke, Bezirksvorsitzender der CDU im Ruhrgebiet, ehemaliger Landesverkehrsminister und Ex- Oberbürgermeister, hatte zum Stadtgespräch eingeladen. Anlass waren 400 Briefe von DocMorris-Kunden mit vorgefertigtem Plädoyer für den Versandhandel. Auch Ingrid Fischbach (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, schaute vorbei und berichtete über ihre persönlichen Erfahrungen. 

Apotheker und DocMorris-Kunden, den Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) sowie eben Staatssekretärin Fischbach hatte Wittke zur Diskussionsrunde geladen. Gekommen waren drei der 400 mutmaßlichen Briefeschreiber, die in der sachlichen Diskussion allerdings auch für den Erhalt der Präsenzapotheke eintraten. „Wenn es ernst wird, gehe ich lieber zum Apotheker um die Ecke“, sagte einer von ihnen.

Dass es ohne Rx-Versandhandelsverbot mit der Apotheke um die Ecke rasch vorbei sein könnte, erläuterte AVWL-Vorsitzender Dr. Klaus Michels. „Wenn verschreibungspflichtige Arzneimittel aus dem Ausland ohne Preisbindung versandt werden dürfen, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis die Krankenkassen unter Hinweis auf das Wirtschaftlichkeitsgebot ihre Patienten von der bisherigen Versorgung durch die Präsenzapotheken wegsteuern zu Versendern. Dann gibt es Selektivverträge der Kassen und keine Wahlfreiheit für Patienten und Verbraucher mehr zur Apotheke ihres Vertrauens.“

Fischbach trat erneut kompromisslos für ein Rx-Versandhandelsverbot und einheitliche Festpreise im staatlich regulierten Gesundheitsmarkt ein. Sie schilderte aus persönlichem Erleben den Wert der Vor-Ort-Apotheke: Ihr Ehemann hatte sich an einem Wochenende bei der Gartenarbeit mit der Heckenschere verletzt und war zum Notdienst der nächsten Apotheke geeilt, um sich eine Salbe zu besorgen. Der Apotheker besah das Malheur und schickte den Fischbach-Gatten schnurstracks ins Krankenhaus, wo die Ärzte eine Blutvergiftung diagnostizierten. „Hätte mein Mann eine Internetapotheke angewählt, wäre nach ein paar Tagen ein nutzloses Medikament gekommen, denn inzwischen hätte er seinen Arm oder schlimmstenfalls sein Leben verloren“, so die Staatssekretärin.

Das Rx-Versandhandelsverbot jedenfalls ist nach ihren Worten längst nicht vom Tisch, auch wenn derzeit nur die Union dafür engagiert eintritt. „Das kommt ins CDU-Wahlprogramm“, versprach Fischbach, „und in die Koalitionsverhandlungen, wenn wir wieder an der Regierung beteiligt sein werden“. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) gegen die Festpreisbindung für ausländische Versender sieht Fischbach als Teil einer EU-Kampagne gegen das deutsche Gesundheitssystem. „Davor kann ich nur warnen.“

Bei den Versandkunden, von denen einer seine „größte Nähe zum eigenen Portemonnaie“ bekundet hatte, sorgte ein Pharmareferent und ehemaliger Gebietsleiter einer Krankenkasse an diesem Abend noch für eine gewisse Nachdenklichkeit mit den Worten: „Glauben Sie nur nicht, dass Sie die Boni auf Dauer behalten dürften, die sacken die Krankenkassen in ihr System ein.“

Kritik musste die FDP einstecken mit ihrem Votum für Apothekenketten und den Rx-Versandhandel. „Die sind bei uns unten durch“, sagte ein Apotheker aus dem Ruhrgebiet.

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