Der Sommerempfang des Apothekerverbands Nordrhein war vermutlich einer
der letzten Auftritte von Ulrike Flach (FDP). Mitgebracht hatte die
Staatssekretärin viele versöhnliche Worte: Sie dankte in ihrem Grußwort
den Apothekern für ihren Sparbeitrag im Rahmen des AMNOG, der zwar zu
„echten Einschnitten“ für die Branche geführt, aber auch zur
Stabilisierung der GKV-Finanzen wesentlich beigetragen habe.
Was die Honorarerhöhung der Apotheken angeht, verwies Flach auf „harte politische Debatten“ und machte deutlich: „Das war kein einfacher Schritt“. Als wichtige Weichenstellung aus Versorgungssicht bezeichnete sie das Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz (ANSG).
Anders als Minister Daniel Bahr (FDP) kann Flach sich weitere Vergütungskomponenten vorstellen: Ausgehend vom neuen Leitbild wolle man zusammen mit den Apothekern entsprechende Weichenstellungen auch in Richtung Honorierung vornehmen.
In der nächsten Legislaturperiode müsse der Bürokratieabbau in der Apotheke eine gesundheitspolitische Priorität sein. Denn die Bürokratielast sei enorm, so Flach. Als Beispiel nannte sie die Umsetzung der Rabattverträge. Aufgrund ihrer vielen Apothekenbesuche können sie den Beratungsaufwand sehr gut einschätzen: Einzelne Beratungsgespräche habe sie sogar selbst mit einer Stoppuhr begleitet.
Gut findet Flach, dass Apotheker und Kassen in Sachen Abschlag zueinander gefunden haben. Dass es allerdings bei der Substitutionsliste immer noch keine Einigung gebe, sorge über alle Parteigrenzen hinweg für Verärgerung. Flach hofft, dass es hier noch im Herbst zu einer Lösung kommt.
Im Hinblick auf die neue Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) und den gestiegenen Aufwand zeigte sich Flach gesprächsbereit: „Wenn es Sorgen bei der ApBetrO gibt, können diese auf kurzem Dienstweg mitgeteilt werden. Denn wir wollten sie mit der ApBetrO nicht ärgern, sondern für Erleichterung sorgen“, so Flach.
Verbandschef Thomas Preis lobte in seiner Begrüßungsrede, dass „nach neun Jahren Stillstand“ die Honorierung „angepackt und angepasst“ wurde. „Aber 3 Prozent in neun Jahren sind eindeutig zu wenig“, stellte Preis klar und verwies dabei auf die erheblichen Kostensteigerungen in diesem Zeitraum. „Klar ist, auf die nächste Honorarerhöhung können und werden wir nicht neun Jahre warten. Wir fordern eine regelmäßige Anpassung des Honorars!“
Wie schwierig die aktuelle Situation der öffentlichen Apotheken sei, lasse sich am besten an der weiterhin steigenden Anzahl an Apothekenschließungen festmachen. Auch vor diesem Hintergrund forderte Preis, dass die Vergütung in „hoch defizitären Leistungsbereichen“ dringend angepasst werden müssten. Als Beispiele nannte Preis die Abgabe von Betäubungsmitteln und die aufgrund der neuen bürokratischen Dokumentationspflichten enorm aufwändige Rezepturherstellung.
Eine Herausforderung besteht laut Preis jetztdarin, gemeinsam mit den Ärzten vor allem im Bereich Medikationsmanagement effektiver zusammenzuarbeiten: „Wir sind bereit, hier Verantwortung zu übernehmen!“
Während er sonst viel Lob für Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hatte, kritisierte Preis die Streichung der Fördermittel für die PTA-Ausbildung durch die Landesregierung scharf: Mit dieser Entscheidung lasse die Politik die PTA im Regen stehen. „Dass sich die Schulgelder dadurch auf bis zu 375 Euro erhöhen, passt nicht zu einer Landesregierung, die sich das Thema Bildung groß auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Entscheidung war und ist unsozial!“
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