Tuberkulose-Impfstoff

Staat forscht für Pharmaindustrie Désirée Kietzmann, 06.02.2009 15:15 Uhr

Berlin - 

Ein durch jahrelange staatliche Förderung erforschter Tuberkulose-Impfstoffkandiat soll nach erfolgreichem Bestehen weiterer Prüfungen an die Pharmaindustrie verkauft werden. Dies bestätigt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine „Kleine Anfrage“ der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: Die Veräußerung von Lizenzen für Impfstoffkandidaten aus der frühen Phase der klinischen Entwicklung an pharmazeutische Unternehmen sei „Voraussetzung für den Erfolg dieses Konzeptes“, heißt es.

Laut Regierung seien Pharmaunternehmen bei der Impfstoffentwicklung eher zurückhaltend: Sie würden neue Linien nur dann auflegen, wenn die Daten aus frühen Studien Erfolg versprechen. Deshalb subventioniert die Regierung Impfstoffkandidaten mit hohem Forschungsrisiko. Die weitere klinische Erprobung, die Entwicklung von Produktionsverfahren, Zulassung und Vermarktung soll dann die Industrie übernehmen.

Der Impfstoff, um den sich die Anfrage der Grünen dreht, könnte einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Tuberkulose insbesondere in Entwicklungsländern leisten. Allerdings hatte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ bereits im vergangenen Jahr kritisiert, dass es keine Garantie für die Versorgung ärmerer Länder gibt.

Der Impfstoff, der derzeit in einer Phase-I-Studie geprüft wird, war am Berliner Max-Planck-Institut (MPI) für Infektionsbiologie erforscht worden. 2004 hatte die staatlich geförderte Vakzine Projekt Management GmbH (VPM) die Exklusivlizenz für den Vakzinekandidaten vom MPI erworben. Nach Abschluss ihrer Entwicklungsarbeit kann die VPM eine Unterlizenz an ein Pharmaunternehmen abtreten. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) könne seinen Einfluss durch einen Sitz im Kuratorium der VPM geltend machen, heißt es. Dem siebenköpfigen Gremium gehören unter anderem auch ein Wissenschaftler des MPI sowie ein Mitarbeiter des Impfstoffherstellers Novartis Vaccines an.

Die VPM wurde im August 2002 als privates Unternehmen gegründet, wird aber von der Bundesregierung bis 2010 mit 25,6 Millionen Euro gefördert. Bislang liegt der Bundesanteil an der Finanzierung der VPM „nahe an 100 Prozent“, schreibt die Regierung. Derzeit sei noch nicht abzusehen, wann Lizenzgebühren für eine Refinanzierung der VPM ausreichen werden. Das Unternehmen sucht eigenen Angaben zufolge Industrie- und Finanzpartner, um von der staatlichen Förderung unabhängig zu werden.