Spiegel-Artikel

Apothekerverband schaltet Presserat ein

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Berlin -

Der Bayerische Apothekerverband (BAV) hat sich beim Deutschen Presserat über die Berichterstattung des Spiegel zum Rezeptdatenhandel beschwert. Das Magazin hatte unter dem Titel „Pillendreher als Datendealer“ scharf gegen die Apotheker geschossen. Der BAV sieht vor allem in Überschrift und Bildauswahl eine Verletzung des Pressekodex, teilte der Verband mit.

Aus Sicht des BAV hätte es die Fairness hätte geboten, in der Überschrift nicht zu suggerieren, dass Apotheker Patientendaten verkauften – zumal der Autor dies gewusst habe, heißt es in der Beschwerde.

Im Artikel werde einem Dienstleister unterstellt, Rezeptdaten ohne ausreichende Verschlüsselung zu verkaufen. „Wobei selbst dies angezweifelt werden darf“, so der BAV. Überschrift und Bild vermittelten jedoch den Eindruck, dass Apotheken Patientendaten verkauften. Erst bei vollständiger Lektüre des Artikels werde deutlich, dass dem nicht so ist.

Aus Sicht des Verbands hat der Spiegel gegen weitere Grundsätze des Pressekodex verstoßen. So sei die Überschrift ehrverletzend, insbesondere durch die Wörter „Pillendreher“ und „Dealer“: „Durch die beiden Termini wird nach unserer Auffassung eine gesamte Berufsgruppe ungerechtfertigt diffamiert und kriminalisiert, die gerade vom Vertrauen lebt, das ihre Kunden und Patienten in sie setzen“, so der Verband. Der BAV bittet den Presserat um eine Überprüfung des Textes.

Zuvor hatte bereits das Rechenzentrum VSA angekündigt, rechtliche Schritte gegen das Magazin einzuleiten. Das Münchener Unternehmen wird im Beitrag beschuldigt, die Rezeptdaten nicht ausreichend zu verschlüsseln.

Die VSA will außerdem gegen Thilo Weichert vorgehen. Der Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holsteins hatte sich im Beitrag mit ähnlichen Vorwürfen geäußert.

Weichert war für seine Aussagen allerdings schon von seinem bayerischen Kollegen kritisiert worden: Datenschützer Thomas Kranig wirft Weichert vor, einen Datenskandal herbeizureden.


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