„Auf dem Land alternativlos“

SPD-Politikerin verteidigt Light-Apotheken

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Berlin -

Mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl am 1. September hatte die Gemeinschaft der Heilberufe in Thüringen sowohl Landtags- als auch Bundestagsabgeordnete zum gesundheitspolitischen Diskurs geladen. SPD-Vertreterin Tina Rudolph verteidigte die Apotheke ohne Apotheker – was kein Zufall sein dürfte.

Jeweils 15 Minuten hatten Vertretende der Linken, SPD, Grünen, CDU, AfD, FDP und BSW Gelegenheit, auf gesundheitspolitische Themen einzugehen. Als zentrale Forderungen hatte die heilberufliche Gemeinschaft die Ambulantisierung, eine tragfähige Finanzierung, eine Stärkung des Fachpersonals, die Nachwuchsoffensive, eine Entbürokratisierung und die sinnvolle Digitalisierung angeführt.

Light-Apotheken als Notlösung

Eines der großen Themen der Veranstaltung war die Apotheke ohne Apotheker. Bis auf die SPD lehnten die Anwesenden der im Landtag vertretenden Parteien das Konzept grundsätzlich ab.

Die Stimmung bezüglich der Apotheke ohne Apotheker sei durchaus heterogen; sowohl innerhalb der SPD als auch unter Apotheker:innen, behauptete Rudolph. Hier gebe es Signale, dass man sich das Konzept der apothekerlosen Apotheke gut vorstellen könne. Tatsächlich gibt es in Thüringen einen Apotheker, der in einer ehemaligen Apotheke einen Gesundheitsmarkt eingerichtet hat, in dem die PTA des Vorbesitzers arbeiten, und der den Standort gerne als Light-Filiale führen würde.

Gerade im ländlichen Bereich gebe es Apotheker:innen, die erklärten, dass es ohne eine PTA-Vertretung nicht mehr gehe, so Rudolph. „Wenn die Alternative keine Versorgung ist, dann sollte man darüber nachdenken, eine stundenweise Vertretung zuzulassen“, so die Politikerin. Sie betonte, dass die Umsetzung des Konzepts nur in einer Geschwindigkeit erfolgen könne, in der sich PTA dazu in der Lage fühlen.

Sie habe viele Apotheken besucht und kenne die Haltung der PTA gut. „Ich glaube, wenn so klar ist, das die eigene Berufsgruppe es nicht möchte, dann müssen wir einen anderen Weg finden“, stellte sie klar. Zunächst müsse man die Sorgen ausräumen, dass das Konzept ökonomisch getrieben sei: Das Ziel sei nicht, dass Apotheken ohne Apotheker dort eingerichtet werden, wo bestehende Apotheken wirtschaftlich erfolgreich sind, um diese zu schädigen. Auf die Frage nach ihrer persönlichen Haltung erklärte Rudolph: „Ich würde mich da sehr, sehr langsam herantasten und sicherstellen, dass das nicht die Regel ist.“

„Nur eine Diskussionsgrundlage“

Rudolph findet, dass der Entwurf zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) auch als solcher verstanden werden müsse. Es handle sich um eine Diskussionsgrundlage, bei der man im Prozess viele diskutable Punkte noch ansprechen könne. „Und dann ist es nicht so, dass alle Sachen so kommen, wie sie im Entwurf stehen“, betonte sie.

Dabei habe sie aus Gesprächen mit Apotheker:innen und PTA als Signal mitgenommen: „Heilkundliche Aufgaben zu übernehmen, die sich dann in einer besseren Bezahlung niederschlagen, dafür sind alle offen.“ Laut Rudolph besteht ein Konsens darüber, dass die Reform noch in dieser Legislaturperiode kommen müsse. Denn wichtig sei vor allem eine klare Honorierung.

Auch wenn die SPD-Politikerin sonst oft in Talkrunden dadurch glänzt, dass sie den Kurs der Ampel ohne Abstriche verteidigt – im Zusammenhang mit den Apotheken weiß Rudolph sehr genau, wovon sie spricht. Sie hat Medizin studiert, danach aber noch Philosophie und Politikwissenschaft – und von 2018 bis 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro des heutigen Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Edgar Franke gearbeitet.

Fixum, Studienplätze, Versorgungszentren

In den Gesprächen der anderen Parteien kristallisierten sich entsprechend andere Themenschwerpunkte heraus. Robert-Martin Montag und Dr. André Byrla von der FDP betonten die Wichtigkeit der Anhebung des Fixums und die Telepharmazie als Vernetzungsmöglichkeit der Heilberufe untereinander zur Verbesserung der Patient:innenversorgung.

Die Vertretenden der CDU hingegen zentralisierten das Thema Studienplätze. Christoph Zippel und Simone Borchardt machten deutlich, dass nicht die Anzahl der Studienplätze das Problem seien; vielmehr gehe es darum, den Absolvent:innen die Niederlassung in unterversorgten Gebieten schmackhaft zu machen.

Die Vertretung der Grünen, Ann-Sophie Bohm, und Professor Dr. Armin Grau, erklärten, dass die Niederlassung für Zweigapotheken erleichtert werden müsse. Grau stellte zudem die Heterogenität der Apothekenlandschaft heraus: „Es geht nicht allen schlecht.“ Die Linke plädierte im Hinblick auf Apotheken ohne Apotheker für multifunktionale Versorgungszentren als Alternative, in denen sich die Apotheken ansiedeln sollen.

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