Die ehemalige niedersächsische Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann (SPD) wird neue Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Das hat der Aufsichtsrat heute einstimmig per Wahl beschlossen und ist damit dem Vorschlag des Erweiterten Vorstands gefolgt. Reimann wird Nachfolgerin des amtierenden Verbands-Chefs Martin Litsch, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Ihr Vertrag läuft sechs Jahre.
Der AOK-Bundesverband hat ab dem 1. Januar eine neue Führung: Die 53-jährige Biotechnologin und langjährige SPD-Gesundheitspolitikerin tritt die Nachfolge von Martin Litsch an. Mit Litsch verlieren die Kassen einen ihrer profiliertesten Vertreter, der bekannt war für seine deutliche Sprache in Richtung der Gesundheitspolitik – und Apotheken. „Spahn sind politische Ziele wichtiger als die Gesundheit der Bürger“, polterte er erst vergangene Woche im Handelsblatt und gab einen Ausblick auf das, was seiner Nachfolgerin bevorsteht: „Angesichts der düsteren Finanzperspektiven für die gesetzliche Krankenversicherung können wir so nicht weitermachen.“
Die Aufgabe, nach der Coronapandemie die Milliardenlöcher der AOK bei leeren Staatskasse zu sanieren, wird Reimann zufallen. „Ich freue mich sehr darauf, in der neuen Legislaturperiode die Interessen der AOK-Gemeinschaft mit ihren 27 Millionen Versicherten zu vertreten“, so Reimann. „Es gibt viel zu tun, der Reformbedarf im deutschen Gesundheitswesen ist unübersehbar.“
Die nötige Erfahrung für die Aufgaben bringt sie aus Sicht von Beobachtern mit: Reimann hat über 20 Jahre Erfahrung in Gesundheitspolitik. Im Jahr 2000 zog sie als Nachrückerin in den Bundestag und war beinahe 17 Jahre lang Mitglied des Gesundheitsausschusses, in der Legislaturperiode von 2009 bis 2013 sogar als Vorsitzende. Im November 2017 legte sie ihr Bundestagsmandat nieder, um Gesundheitsministerin in Niedersachsen zu werden. Am 1. März trat sie vom Amt zurück und gab als Ursache gesundheitliche Gründe an.
„Wir sind sehr froh, dass wir Frau Reimann für diese verantwortungsvolle Aufgabe in Berlin gewinnen konnten“, erklärt der alternierende Aufsichtsratsvorsitzende der Arbeitgeberseite, Dr. Volker Hansen. „Sie war unsere Wunschkandidatin. Als erfahrene Gesundheitspolitikerin, die über 20 Jahre hinweg viele wichtige Positionen innehatte, verfügt sie über entsprechend viel Kompetenz, ist bestens vernetzt und kennt die Herausforderungen, besonders auch im Zusammenspiel zwischen Bund und Ländern.“
Knut Lambertin, alternierender Aufsichtsratsvorsitzender der Versichertenseite, bekräftigt das: „Es gibt wohl kaum jemand, der für diesen Job besser geeignet wäre als Carola Reimann. Gesundheit ist ihr Thema, und sie kennt es auch aus der regionalen Perspektive. Ihr gesundheitspolitischer Sachverstand, ihre beruflichen Stationen in Berlin und Hannover, ihre sozialpolitische Erfahrung qualifizieren sie hochgradig für diese Aufgabe an der Spitze der AOK-Gemeinschaft. Abgesehen davon ist es auch an der Zeit, dass der Verband von einer Frau geführt wird.“
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