SPD-Politiker fordert höheres Apothekenhonorar Lilith Teusch, 12.11.2024 15:19 Uhr
Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) scheint erst mal vom Tisch zu sein, das Apothekensterben setzt sich aber weiter fort. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jens Peick und sein Landtagskollege Ralf Stoltze haben in Dortmund die Westfalia-Apotheke besucht, um sich über die Ursachen zu informieren. Angesichts der sinkenden Zahlen an Betrieben fordert Peick eine Anpassung des Apothekenhonorars.
Die Zahl der Apothekenschließungen nimmt immer weiter zu. Auch in Dortmund sei die Zahl der Apotheken in den letzten 15 Jahren um mehr als ein Viertel gesunken. Die Apothekendichte in der Stadt liege damit unter dem Bundesdurchschnitt. „Heute muss eine Apotheke in Dortmund 40 Prozent mehr Patienten versorgen als vor 15 Jahren“, so Kattrin Hildebrandt, Inhaberin der Westfalia-Apotheke und Mitglied im Beirat des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL).
Hildebrandt hat ihre Westfalia-Apotheke von ihren Eltern und Großeltern übernommen. Gern würde ihr Sohn Korwin die Apotheke eines Tages weiterführen, erklärte sie den Politikern. „Aber werde ich in Zukunft davon noch leben können?“ Auch Stephan Neuhaus, Inhaber der Bären-Apotheke in Dortmund, äußerte seine Zukunftssorgen und beteiligte sich an den Gesprächen mit den Politikern.
Mehr Geld ins System
Als eine der Hauptursachen für das zunehmend voranschreitende Apothekensterben sehen die Politiker die chronische Unterfinanzierung der Apotheken vor Ort: „Es muss mehr Geld in das System. Eine Honorarumverteilung, wie sie das Bundesgesundheitsministerium mit seiner Apothekenreform geplant hatte, hilft nicht“, erklärte Peick.
Eine Umverteilung würde im Gegenteil die Patientenversorgung gefährden, warnte Jan Harbecke, Vorstandsmitglied des AVWL. Apotheken, deren Betriebsergebnis ohnehin unterdurchschnittlich sei, könnten ihre Patienten dann nicht mehr mit innovativen, hochpreisigen Arzneimitteln versorgen, da ihnen die Liquidität fehle, um diese vorzufinanzieren.
Apotheke Light gegen den Fachkräftemangel
Die Abschaffung der apothekerlichen Präsenzpflicht, die das BMG ebenfalls angedacht hatte, hält Peick hingegen für diskussionswürdig. In Zeiten des Fachkräftemangels müsse man Lösungen finden, um die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung durch Apotheken zu sichern, so der Bundestagsabgeordnete. Gerade im ländlichen Raum müsse man auch von der strikten Präsenzpflicht abweichen können.
Hohe Folgekosten
Für den PTA-Praktikanten Marius Böhnke ist dies jedoch keine Lösung. Er fühle sich nicht ausreichend auf die Leitung einer Apotheke vorbereitet. Im Alltag müssten PTA regelmäßig offene Fragen mit dem Apotheker oder einer Apothekerin klären, erklärte Böhnke.
Über Video-Chat könnten nicht alle Fragen beantwortet werden, ergänzte Hildebrandt. Beispielsweise könne man über den Bildschirm schwer beurteilen, ob ein Patient, der mit einem geröteten Auge in die Apotheke kommt, zum Arzt geschickt werden müsse oder das Auge mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden könne. „Wenn der Apotheker aus der Apotheke weggespart wird, ist das nicht mehr möglich. Die Einsparung wird an anderer Stelle zu höheren Folge- kosten führen.“
Peick will sich nun in Berlin insbesondere für eine wirtschaftliche Stärkung der Apotheken vor Ort einsetzen.