Apotheker informiert über Notlage

SPD-Politiker: „Das ist ja ein Unding“ Laura Schulz, 18.09.2024 14:33 Uhr

Apotheker Ramin Eslambolchi (links) begrüßte die beiden SPD-Politiker Jörg Uwe Kuberski und Axel Schäfer in der Apotheke seines Vaters Dr. Hamid Eslambolchi (rechts, hier mit PTA Sandra Naeder). Foto: Eslambolchi
Berlin - 

Apotheker Ramin Eslambolchi hatte gestern besonderen Geburtstagsbesuch: In der Apotheke, die er zusammen mit seinem Vater Dr. Hamid Eslambolchi führt, schauten die SPD-Politiker Jörg Uwe Kuberski und Axel Schäfer vorbei, um sich bezüglich der Reformpläne aus dem Bundesgesundheitsministerium ins Bild setzen zu lassen. „Beide sind nicht vom Fach und haben mich gebeten, die aktuelle Lage zusammenzufassen“, so Ramin Eslambolchi. Die Verwunderung über die aktuellen Probleme hinter den Kulissen war damit umso größer.

Im Gespräch mit den beiden SPD-Politikern, die fest mit der Stadt Bochum verbunden sind, ging es auch um lokalpolitische Herausforderungen in der Stadtentwicklung, aber auch um den generellen Rechtsruck in der Gesellschaft. Hiervon fühlen sich beide Apotheker selbst betroffen; die Diskussionen würden zunehmend unfaktischer. Anschließend sprach Eslambolchi, der irgendwann die Farma-Plus Apotheke Glückauf und die Farma-Plus Apotheke am Hellweg von seinem Vater übernehmen wird, die drohende Apothekenreform an.

Dabei ist Eslambolchi vor allem die PTA-Vertretung ein Dorn im Auge: „Ich habe ihnen erklärt, wie wenig Kompetenz eine Light-Apotheke hätte“, berichtet der Apotheker. Zudem sollte doch gerade der SPD am Erhalt von Arbeitsplätzen gelegen sein, während die Reformpläne wahrscheinlich eine Kündigungswelle bei den angestellten Apotheker:innen bedeuten würde.

Nachteil gegenüber „Holland-Versendern“

Auch die Angst der Apothekerschaft vor einem Aufweichen des Fremd- und Mehrbesitzverbotes machten die beiden Apotheker den Politikern deutlich. „Das mit dem Fremd- und Mehrbesitzverbot war ihm nicht bewusst, und auch nicht, dass DocMorris und Shop Apotheke keine deutschen Unternehmen sind“, so Eslambolchi über das Gespräch mit Schäfer. Der Apotheker erklärte daraufhin auch das Drama mit den Lieferengpässen: „Die rackern sich gar nicht so ab wie wir – und wir machen das für 50 Cent.“ Vom Politiker gab es hier großes Unverständnis: „Das ist ja ein Unding“, habe Schäfer gemeint.

Arzneimittelpreisgestaltung für Anfänger

Anhand eines Rechenbeispiels zeigten Vater und Sohn Eslambolchi Schäfer und Kuberski zudem, wie wenig vor allem bei Hochpreisern in den Apotheken hängen bleibe und dass sie im Verhältnis mehr an einem günstigen Präparat für 16 Euro verdienten, bei ungleich niedrigerem finanziellen Risiko. Insbesondere durch die geplante Senkung des Festzuschlags von 3 auf 2 Prozent sei eine Wirtschaftlichkeit bei Rezepturen und teuren Arzneimitteln nicht mehr gegeben.

Auch über die Preisgestaltung in der Apotheke klärte Eslambolchi am Beispiel eines 60.000-Euro-Präparates auf, wie sich das Honorar zusammensetzt und was am Ende übrig bleibt. Wirtschaftlich seien Hochpreiser nicht. „Häufig arbeiten wir zum Nulltarif. Herr Schäfer ist aus den Wolken gefallen, wie viel Arbeit im System steckt und wie wenig bezahlt wird.“ Das zeige sich auch anhand von Rezepturen, für die eine PTA mindestens eine halbe Stunde in der Rezeptur steht, die von den Krankenkassen aber viel zu gering bezahlt wird.

Grundpauschale für Bürokratisches

„Wir hätten gerne weniger Bürokratie“, machte der Apotheker zudem klar und führte die verschiedenen Formalitäten aus, die alle im Verborgenen und unentgeltlich erledigt werden müssen. Kuberski habe daraufhin von sich aus eine Grundpauschale in den Raum geworfen, was Eslambolchi sehr begrüßen würde. Deutlich mehr als eine Stunde haben sich die beiden Politiker Zeit genommen und viele praktisch orientierte Nachfragen gestellt, freut sich Eslambolchi über das Interesse.

Geburtstagsgeschenk vom Besuch

Für das Geburtstagskind gab es noch ein Buch von Schäfer selbst und eine Flasche Wein, außerdem freute sich der Apotheker, noch eine neue Apothekerin einstellen zu dürfen – der Geburtstag war also durchaus, zumindest aus beruflicher Sicht, gelungen.

Der Seniorchef kam 1990 aus dem Iran nach Deutschland. In der Heimat studierte er Pharmazie und promovierte auch dort; seit 2000 ist er Inhaber in Bochum; acht Jahre später kam die Filiale dazu. Sein Sohn studierte erst Wirtschaftswissenschaften, entschied sich dann aber ebenfalls für Pharmazie. Es folgten Jobs als Vertretungsapotheker; seit diesem Jahr unterstützt er im Familienbetrieb. Auch berufspolitisch ist der Jungapotheker bereits aktiv, weiteres ehrenamtliches Engagement schließt er nicht aus.