Lauterbach: SPD-Wähler sind bildungsfern Benjamin Rohrer, 26.07.2013 17:30 Uhr
In den Umfragen zur Bundestagswahl rangiert die SPD derzeit bei etwa 22 Prozent – die Union könnte fast doppelt so viele Wähler für sich gewinnen. Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach wundert sich nicht darüber: Aus seiner Sicht können die Sozialdemokraten in Umfragen gar nicht gut abschneiden, weil ihre potentiellen Wähler bildungsfern, einkommensschwach und somit telefonisch schwer erreichbar seien, so Lauterbach in der ZDF-Fernsehsendung „Markus Lanz“.
Im Juni war Lauterbach als Bundesgesundheitsminister in das Schattenkabinett von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück berufen worden. Eine Umfrage des privaten Krankenversicherers Continentale hatte in dieser Woche ergeben, dass die SPD in Sachen gesundheitspolitischer Kompetenz stark eingebüßt habe, nachdem Lauterbachs Nominierung bekannt wurde.
Dass die SPD in den Umfragen schlecht abschneidet, lässt Lauterbach kalt. Seine Erklärung: „Solche Umfragen werden telefonisch durchgeführt. Unsere Wähler haben keine Handys und sind nicht erreichbar. Die SPD ist die Partei derjenigen, die bildungsfern und einkommensschwach sind.“ Die Umfragen seien daher wenig repräsentativ.
Der SPD-Politiker schloss zudem eine Große Koalition mit der Union aus, weil dies „der sicherste Weg zum Verlieren“ sei. „Wir glauben noch an Rot-Grün.“ Mit Blick auf die Gesundheitspolitik versprach Lauterbach, dass er gemeinsam mit Steinbrück noch einige „ganz konkreten“ Vorschläge präsentieren wolle. Worum es dabei geht, wollte Lauterbach noch nicht verraten.
Des weiteren verteidigte Lauterbach nochmals die Idee der Bürgerversicherung. „Wir wollen die Unterschiede zwischen gesetzlichen und privaten Versicherten abschaffen.“ Auf die Frage, wie viel die Umstellung kosten werde, sagte Lauterbach: „Wir werden für die ärztlichen Behandlungen von GKV-Versicherten fünf bis sechs Milliarden Euro mehr ausgeben.“ Durch Einsparungen „an anderen Stellen“ würden insgesamt keine Mehrausgaben resultieren.
Lauterbach nutzte den Auftritt in der ZDF-Sendung zudem, um mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) abzurechnen. Lanz forderte den SPD-Politiker auf, drei positive Dinge an Bahr zu benennen. Erstens sei es positiv hervorzuheben, dass Bahr sich trotz seiner schlechten Leistung noch im Amt halten könne, so Lauterbach.
Zweitens habe er den koalitionsinternen Streit mit der CSU „gut gestemmt“. Drittens: „Das was er nicht leistet, verkauft er ganz gut“, so Lauterbach mit Bezug auf die Gesetze von Schwarz-Gelb. Bei diesen habe Bahr „Etikettenschwindel“ betrieben.
Schließlich erklärte Lauterbach sein Fliegen-Faible: Lanz fragte ihn, warum er ständig eine Fliege trage. Lauterbachs Erklärung: Als er im US-Bundesstaat Texas im letzten chirurgischen Lehrjahr in einer Notaufnahme gearbeitet habe, sei er vor die Wahl gestellt worden.
Damals sei es üblich gewesen, dass die werdenden Mediziner entweder texanische Amulette, eine Krawatte oder eine Fliege tragen müssten. Das Amulett gefiel Lauterbach nicht, die Krawatte sei ständig in Wunden gefallen. Es sei also nur die Fliege übrig geblieben.