Notfallkontrazeptiva

SPD applaudiert Gröhe und will mehr

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Berlin -

Die Große Koalition wird zumindest ein Streitthema los: Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe (CDU) gibt seinen Kurs in Sachen „Pille danach“ auf, nachdem die EMA empfohlen hat, das Notfallkontrazeptivum EllaOne (Ulipristal) aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Beim Koalitionspartner SPD ist man über den Sinneswandel des Ministers erfreut. Gleichzeitig fordern Gesundheitspolitiker der Sozialdemokraten von Gröhe, auch Levonorgestrel (PiDaNa) aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn wünscht sich neue Auflagen, um Missbrauch zu verhindern.

Die Europäische Kommission hat zwar bei der Freigabe von Ulipristal das letzte Wort, folgt aber in der Regel der Empfehlung der EMA-Experten. Die Entscheidung ist dann für alle Mitgliedsstaaten bindend – somit dürfte es das Notfallkontrazeptivum bald rezeptfrei in deutschen Apotheken geben.

Die SPD-Gesundheitspolitikerinnen Hilde Mattheis und Martina Stamm-Fibich freuen sich über den EMA-Vorstoß: „Ein rezeptfreier Verkauf des Medikaments ist überfällig und ein wichtiger Teil des Selbstbestimmungsrechts moderner Frauen.“ Allerdings fordern sie Gröhe auf, auch Pillen mit dem Wirkstoff Levonorgestrel freizugeben, da diese preiswerter und viel besser erforscht seien.

Die „Pille danach“ müsse nach einer Verhütungspanne so früh wie möglich eingenommen werden, so die SPD-Fraktion. „Der Zugang zur Beratung und zur Abgabe des Medikaments in den Apotheken mit ihrem flächendeckenden Nacht- und Notdienst erspart Frauen gerade in ländlichen Gegenden höchst unwürdige Situationen. Eine missbräuchliche Anwendung ist so auf jeden Fall ausgeschlossen“, heißt es weiter.

Die SPD-Bundestagsfraktion sei der Auffassung, dass Frauen die „Pille danach“ auch ohne ärztliche Verschreibung sicher und effektiv anwendeten. Das Präparat „Pidana“ auf Levonorgestrelbasis sei daher ebenfalls rezeptfrei abzugeben. Der Wirkstoff sei gut erforscht und auch preiswerterm, so die GEsundheitsexperten der SPD.D

ie SPD-Bundestagsfraktion hatte bereits im Oktober 2012 den ersten Antrag zur „Rezeptfreiheit von Notfallkontrazeptiva – Pille danach gewährleisten“ in den Deutschen Bundestag eingebracht – damals aus der Opposition. Die Sozialdemokraten sind der Auffassung, dass „der Zugang zur Beratung und zur Abgabe des Medikaments in den Apotheken mit ihrem flächendeckenden Nacht- und Notdienst“ einem Missbrauch zuvorkomme. Vor allem Frauen in ländlichen Gegenden komme eine rezeptfreie Abgabe in der Apotheke zu Gute.

Jens Spahn (CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Union, ist nach wie vor skeptisch. Zwar räumte er ein, dass eine Beratung durch den Apotheker allen helfe, um richtig mit der „Pille danach“ umzugehen. Aber er möchte nach wie vor Minderjährige dabei ausschließen: „Die Pille danach ist ein Arzneimittel mit teilweise gravierenden Nebenwirkungen. Dass wir Minderjährige vor Missbrauch schützen, halte ich für legitim“, so Spahn.

Die Grüne Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche sprach davon, dass „Minister Gröhe jetzt endlich von der EU zur Vernunft gebracht worden“ sei. Nach der EMA-Empfehlung hatte Gröhe erklärt, die Freigabe nun zu prüfen. Eine intensive Beratung in Apotheken könne der richtige Weg sein.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) macht sich seit Jahren für eine Entlassung der „Pille danach“ aus der Verschreibungspflicht stark. 2003 hat das BfArM einen entsprechenden Antrag, der unter anderem von Pro Familia gestellt wurde, befürwortet. „Es gibt keine medizinischen Sicherheitsbedenken, die dagegen sprechen, die 'Pille danach' aus der Verschreibungspflicht zu entlassen“, so der zuständige Abteilungsleiter, Dr. Ulrich Hagemann.

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